Carl SaganContactDiese Kritik bezieht sich auf das englische Original. Christinas Meinung:
Der amerikanische Astronom Carl Sagan schrieb 1985 einen Roman über den ersten Kontakt der Menschheit mit Außerirdischen. Er erzählt die Handlung hauptsächlich aus der Sicht der Astronomin Ellie Arroway, einer engagierten Wissenschaftlerin, die das Lauschen auf Signale aus dem All zu ihrer Lebensaufgabe gemacht hat. Eines Tages wird ihre Geduld belohnt, und Radioteleskope auf der ganzen Welt empfangen eine komplexe Nachricht. Sie enthält die Bauanleitung für eine Maschine, mit deren Hilfe fünf Wissenschaftler als Repräsentanten der Menschheit ins Zentrum des Universums reisen. Sagan beschreibt sehr anschaulich den Wissenschaftsbetrieb und die enge Verknüpfung von Wissenschaft und Politik. Wenn die Außerirdischen gewusst hätten, was für eine Lawine von Bürokratie und diplomatischen Verwicklungen sie da lostreten, hätten sie wohl die Finger von der Erde gelassen. Leider merkt man dem Buch allzu deutlich an, dass sein Autor nur einen Ausflug ins Romangenre gemacht hat. Die Figuren bleiben flach und uninteressant. Sagan dichtet seiner Protagonistin Arroway zwar eine ganze Palette von persönlichen Problemen an, vom "bösen Stiefvater" bis hin zur unbefriedigenden Beziehung, aber wie alle anderen auch dient sie nur dazu, ein Problem zu verdeutlichen. In ihrem Fall sind es die Schwierigkeiten, die eine Frau zu bewältigen hat, wenn sie sich für Naturwissenschaft begeistert. Die Handlung verläuft nicht geradlinig, sondern wird immer wieder durch alle möglichen Überlegungen unterbrochen. Unter anderem auch über den Konflikt zwischen Religion und Wissenschaft, der aber nicht so überdeutlich hervorsticht wie in der Verfilmung des Buches. Sagan hat das Buch noch vor dem Zusammenbruch der Sowjetunion geschrieben, und in seiner kurz vor der Jahrtausendwende angesiedelten Geschichte gibt es immer noch zwei Machtblöcke. Allerdings ist bei ihm der Präsident der Vereinigten Staaten eine Frau, die sogar verheiratet ist (und der das keinerlei Probleme zu bereiten scheint). Sagans zweite große Zukunftsvision sind Orbitalstationen, in denen sich die Reichen und Mächtigen den irdischen Kümmernissen entziehen. Zwischen der Entdeckung der Botschaft und der Reise der irdischen Delegation ins Zentrum des Universums (oder wohin auch immer, das war mir nicht so ganz klar), vergehen einige Jahre, aber der zeitliche Ablauf wird aus der Handlung nicht besonders deutlich. "Contact" ist durchaus kein uninteressantes Buch, aber wer - wie ich - eher zum Roman als zum Sachbuch tendiert und Fakten gern in einer mehr oder weniger spannenden Handlung verpackt serviert bekommt, kommt nicht ganz auf seine Kosten. Pocket Books, New York, 1986
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Zuletzt aktualisiert am: Mittwoch, 07. September 2005 Copyright 2000 Christina Gross & Monika Hübner |