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Robert J. Sawyer

Calculating God

Diese Kritik bezieht sich auf das englische Original.

Monikas Meinung:

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Gott würfelt nicht, hat Albert Einstein einmal gesagt, aber ist er vielleicht in irgendeiner Weise berechnend? Gibt es ihn überhaupt? Die Frage, ob die Existenz Gottes sich wissenschaftlich beweisen lässt ist das Grundthema von Calculating God.

Tom Jericho, Kurator am Royal Ontario Museum in Toronto ist überzeugter Agnostiker. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass er an Krebs im Endstadium leidet und nur noch ein Jahr zu leben hat. Für ihn waren Wissenschaft und Religion sein Leben lang zwei völlig getrennte, nicht miteinander vereinbare Dinge. Doch dann hat er seine eigene "unheimliche Begegnung der dritten Art", als eines Tages neben dem ehemaligen Planetarium am Museum ein Raumschiff landet und ein seltsames Wesen die Stufen zum Eingang erklimmt. Der Wärter in der Eingangshalle traut seinen Augen und Ohren nicht, als das Wesen ihm in bestem Englisch mitteilt, dass es einen Paläontologen zu sprechen wünsche.

Die Geschichte, die Hollus zu erzählen hat, ist mehr als phantastisch. Auf seinem Weg zur Erde hat er bereits sieben Sternensysteme besucht und auf zwei weiteren Planeten intelligentes Leben angetroffen. Das allein ist schon phantastisch genug, aber wirklich unheimlich ist die Tatsache, dass es auf allen drei Welten (inklusive Hollus' Heimatplaneten) zur jeweils selben Zeit zu Massensterben gekommen ist. Jericho bestätigt, dass es auch auf der Erde fünf große Aussterbeereignisse gegeben hat, von denen das letzte 65 Millionen Jahre zurückliegt. Die Daten, die er Hollus nennt, stimmen mit denen der drei anderen bewohnten Welten überein. Kann es sein, dass eine "höhere Macht" dahinter steht und den Verlauf der Evolution bewusst lenkt? Zwischen dem Außerirdischen Hollus und Tom Jericho entwickelt sich in den folgenden Wochen eine enge Freundschaft und ihre gegensätzlichen Auffassungen von der Natur der Dinge ist eine unerschöpfliche Quelle für Diskussionen über Gott und die Welt.

Anders als hierzulande hat der Kreationismus in den Schulen der USA denselben Stellenwert wie die Evolutionslehre. In Deutschland kennen viele Menschen noch nicht einmal das Wort, geschweige denn wissen sie, was es bedeutet. Der Begriff geht auf Bischoff Ussher zurück, der vor einigen hundert Jahren berechnete, dass die Welt im Jahre 4004 v. Chr. erschaffen wurde und damit gerade einmal sechstausend Jahre alt ist. 1999 erreichte die Debatte zwischen Kreationisten und Evolutionsbiologen einen traurigen Höhepunkt, als im US-Staat Kansas die Evolutionslehre offiziell aus den Schulen verbannt wurde, da es die Kinder angeblich nur verwirre, wenn im Religionsunterricht gelehrt würde, dass Gott die Welt in sechs Tagen erschuf und im Biologieunterricht von einer Jahrmilliarden dauernden Evolution die Rede wäre. Ein trauriges Beispiel, wie in unserer ach so aufgeklärten Welt der Religion Vorrang vor der Wissenschaft eingeräumt wird.

Calculating God ist keineswegs ein Plädoyer für den Kreationismus, sondern vielmehr der Versuch zu zeigen, dass Wissenschaft und Religion durchaus vereinbar sein können. Hollus leugnet die lange Zeitspanne der Evolution nicht, ihm geht es vielmehr darum, seinen Freund davon zu überzeugen, dass es einen Gott gibt und dass dieser die Evolution nach seinen Vorstellungen lenkt. Gedankenspiele und Diskussionen zwischen zwei Wissenschaftlern mit sehr gegensätzlichen Auffassungen sind die treibende Kraft dieser Geschichte. Wer nach Action sucht, wird dies hier vergeblich tun. Außer einer untergeordneten Handlungsebene, die erst gegen Ende des Buches etwas in den Vordergrund rückt, passiert im Grunde genommen nicht allzu viel. Das soll aber nicht heißen, dass der Autor seine Leser langweilt, ganz im Gegenteil. Calculating God ist eines jener Bücher, die einen tagelang nicht loslassen, nachdem man die letzte Seite gelesen hat.

Tor, New York, 2000
ISBN 0-312-86713-1
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Zuletzt aktualisiert am: Montag, 17. März 2003

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