1977 startete die NASA die Weltraumsonden Voyager 1
und 2, um die äußeren Planeten des Sonnensystems zu erforschen. Alle
175 Jahre stehen die Planeten Jupiter, Saturn, Uranus und Neptun in
einer Linie, sodass es möglich ist, sie mit dem geringstmöglichen
Zeit- und Energieaufwand zu erreichen. Die Sonden, die im Jahr 2006
immer noch funktionieren, befinden sich inzwischen auf dem Weg zum
äußersten Rand des Einflussbereichs unserer Sonne, der Heliopause,
danach werden sie das Sonnensystem endgültig verlassen.
Blauer Punkt im All beschäftigt sich in
erster Linie mit den Ergebnissen der Voyager-Missionen, die unser
Wissen über unsere Heimat im All revolutioniert haben. Sagan hat
jedem Planeten und seinen Trabanten ein ausführliches Kapitel
gewidmet, das reichlich mit Bildmaterial versehen ist. Obwohl die
Voyagersonden vor allem die äußeren Gasriesen erforschen sollten,
über die man kaum etwas wusste, war die erste Station auf dem Weg
zum Jupiter der Mars, unser nächster Nachbar im Sonnensystem.
Der rote Planet hat die Menschheit fasziniert, seit
es möglich ist, seine Oberfläche mit Teleskopen zu betrachten. Die
Marskanäle, tiefe Schluchten, die selbst von der Erde aus zu
erkennen sind, haben die Fantasie der Science-Fiction-Autoren
beflügelt, und die Vorstellung von Marsbewohnern hat sich bis in die
jüngste Vergangenheit gehalten. Inzwischen wissen wir, dass Mars
zwar eine bewegte Vergangenheit hat, heute jedoch kein Leben
beherbergt, es sei denn, es schlummert in Form von Bakterien unter
der Oberfläche. Unser roter Nachbar ist eine wüstenhafte,
lebensfeindliche Welt mit einer dünnen Atmosphäre, es bedürfte eines
langwierigen Terraformings, um sie für Menschen bewohnbar zu machen.
Viel fremdartigere Welten finden sich jedoch
jenseits des Asteroidengürtels, wo das Reich der Gasriesen beginnt.
Einige der Jupitermonde erwiesen sich als nicht weniger interessant
als Jupiter selbst: Der von Eis bedeckte Mond Europa zum Beispiel,
unter dessen gefrorener Oberfläche man einen flüssigen Ozean aus
Wasser vermutet, und Io, der die aktivsten Vulkane des Sonnensystems
beherbergt und beweist, dass nicht nur Welten im inneren
Sonnensystem geologisch aktiv sein können. Auch eine Beschreibung
des Einschlags des Kometen Shoemaker-Levy 9 auf Jupiter im Jahr 1994
fehlt nicht.
Saturn mit seinen Ringen galt immer als der schönste
Planet, seit den Voyager-Missionen wissen wir jedoch, dass auch
Uranus (genau wie die anderen Gasplaneten) über Ringe verfügt.
Uranus ist auch deshalb interessant, weil er auf der Seite liegt,
seine Achse verläuft fast parallel zur Ekliptik. Es wird spekuliert,
dass er in der Frühzeit seiner Entstehung mit einem Objekt von der
Größe eines Planeten zusammengestoßen ist.
Die Reise wird fortgesetzt zu Neptun, dessen
Entdeckung darauf zurückzuführen ist, dass er die Umlaufbahn von
Uranus "stört". Voyager 2 lieferte 1989 so ziemlich alle
Informationen, die uns über Neptun zur Verfügung stehen. Nicht
unerwähnt bleiben darf natürlich auch Triton, einer der
interessantesten Monde im Sonnensystem, der "rückwärts" um den
Planeten Neptun kreist und genau wie der Jupitermond Io über aktive
Vulkane verfügt.
Wer sich eine Übersicht über die NASA-Missionen zu
den Planeten verschaffen will, ist mit Sagans Buch gut bedient.
Gestört haben mich indessen die "Zwischenkapitel", in denen der
Autor in dozierendem, um nicht zu sagen "moralisierendem" Ton über
die Gefahren schreibt, denen die Menschen die Erde aussetzen. Wenn
jemand sich noch keine Gedanken über globale Erwärmung, die
Zerstörung der Ozonschicht durch Fluorkohlenwasserstoffe oder die
Gefahren eines Atomkriegs gemacht hat, wird er vielleicht auch diese
Passagen von Interesse finden - für mich war das alles Schnee vom
letzten Jahr, den ich nicht permanent wiederkäuen muss. Trotzdem ist
Blauer Punkt im All aufgrund des reichhaltigen Materials über das
Sonnensystem eine empfehlenswerte Lektüre. |