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Madeleine B. Stern

Louisa May Alcott: A Biographie

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Louisa May Alcotts 1868 veröffentlichtes Buch BETTY UND IHRE SCHWESTERN, die Geschichte von vier Schwestern zu Zeiten des amerikanischen Bürgerkrieges mit stark autobiographischen Zügen, ist ein Klassiker der Jugendliteratur in den USA. Alcott wurde 1832 in Pennsylvania geboren und wuchs in Boston und Concord auf. Ihr Vater Amos Bronson Alcott war ein Philosoph, dessen Theorien zur Erziehung und Ausbildung von Kindern erst spät eine breitere Anhängerschaft fanden, der aber von seinen berühmteren Zeitgenossen Nathaniel Hawthorne, Ralph Waldo Emerson und Henry David Thoreau hoch geschätzt wurde. Die Familie Alcott lebte in ärmlichen Verhältnissen und war die meiste Zeit von dem Einkommen der Mutter abhängig. Louisa begann schon sehr früh, mit der Veröffentlichung sensationeller Abenteuergeschichten zum Familieneinkommen beizutragen. Sie schrieb auch Geschichten für Kinder und Romane. Aber erst mit dem Erfolg von BETTY UND IHRE SCHWESTERN gehörten die finanziellen Nöte der Familie endgültig der Vergangenheit an.

Alcott war eine äußerst produktive Schriftstellerin. Zu ihren bekanntesten Werken zählen heute noch neben BETTY UND IHRE SCHWESTERN die Fortsetzungen LITTLE MEN und JO’S BOYS, und ihr Name wird immer noch mit Romanen und Geschichten für Kinder in Verbindung gebracht. Aber auch ihre unter Pseudonym und anonym veröffentlichten Geschichten wurden inzwischen wiederentdeckt. Sie engagierte sich aktiv in den Reformbewegungen ihrer Zeit, trat für das Frauenwahlrecht und die Temperenzbewegung ein und ließ das auch in ihre Arbeit einfließen. Als ihre Bücher ihr Ruhm und Reichtum gebracht hatten, ließ ihre Gesundheit sie im Stich, und sie starb bereits 1888.

Gerade die Tatsache, dass Alcott so viele Ereignisse aus ihrem eigenen Leben in ihren Werken verwandte, machte mich neugierig auf ihre Biographie. Madeleine B. Sterns Buch wird angepriesen als "die klassische Alcott-Biographie", und sie enthält auch sehr viele Informationen über das Leben der Autorin. Allerdings war die Art, wie diese präsentiert wurde, für mich eher verwirrend. Die Erzählweise erinnerte an einen Roman, nur ohne Dialoge. Fußnoten fehlten ganz, auch wenn gelegentlich Briefe oder Werke Alcotts zitiert wurden. Im Anhang finden sich eine Bibliographie von Alcotts Werken, ein Index von Personen und Titeln und "Notes on Sources", in denen man nachvollziehen kann, woher die Autorin ihre Kenntnisse über Alcotts Ansichten und Handlungen bezogen hat. Dennoch habe ich mich etwas verloren gefühlt. Stern erzählt immer aus Alcotts Blickwinkel, was besonders zu Beginn für Verwirrung sorgt, als Alcott vier Jahre alt ist. Ihre kindlichen Wahrnehmungen sind recht interessant, aber für eine Leserin, die nur in groben Zügen mit der Geschichte und nur sehr vage mit den philosophischen Strömungen der Zeit vertraut ist, macht es das Verständnis nicht leicht. Eine etwas "erwachsenere" Perspektive hätte mir sehr geholfen, die Abläufe einzuordnen. Die anekdotenhafte Erzählweise wird beibehalten und die Leser mit Namen und Ereignissen überschüttet, deren Bedeutung nicht immer gleich klar wird, oder auch überhaupt nicht. Beispielsweise schreibt Stern, dass Alcotts HOSPITAL SKETCHES, die auf ihren Erlebnissen als Krankenschwester während des Bürgerkrieges beruhen, die Zustimmung des amerikanischen Konsuls in Venedig fanden, erwähnt dabei aber nicht, dass es sich dabei um den Schriftsteller William Dean Howells handelte, den Wegbereiter des amerikanischen Realismus.

Was Stern ausgesprochen gut gelungen ist, ist zu zeigen, wie Alcott die Dinge, die sie erlebte, und die Personen, denen sie begegnet ist, in ihren Geschichten verarbeitet hat. Man bekam auch einen guten Eindruck vom Zusammenhalt der Familie Alcott, die von Schicksalsschlägen gebeutelt wurde und die in Louisas Leben immer an erster Stelle kam. Im letzten Teil des Buches, wenn Alcotts Gesundheit endgültig versagt, finden sich amüsante Schilderungen der Kuren, denen sie sich unterzog, aber hier kommt wieder die Schwäche des Buches zum Vorschein, denn eine genauere Erläuterung der Behandlungsmethoden fehlt, und es wird wieder aus sehr subjektiver Perspektive der Patientin geschildert.

Ein interessantes und gut lesbares Buch, aber es hilft, eine gute Enzyklopädie in der Nähe zu haben, wenn man es liest.

Random House
ISBN 0-679-76949.8
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Christina Gross

Zuletzt aktualisiert am: Donnerstag, 17. April 2003

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