  
Riptide
Diese Kritik bezieht sich auf das amerikanische Original.
Monikas Meinung:
 
Ragged Island ist eine kleine, der amerikanischen Ostküste vorgelagerte Insel. Im 17.
Jahrhundert sollen Piraten hier einen Schatz von ungeheurem Wert versteckt haben, indem
sie ein natürlich vorhandenes Tunnelsystem ausgebaut und danach mit verschiedenen Fallen
unzugänglich gemacht haben. In den folgenden Jahrhunderten haben Schatzsucher immer
wieder versucht, die Reichtümer zu finden und zu bergen, was sie jedoch nicht nur um Hab
und Gut gebracht, sondern sie auch das Leben gekostet hat.
Anfang der siebziger Jahre kommt der dreizehnjährige Johnny Hatch in dem Tunnelsystem
auf tragische Weise ums Leben, nachdem er zusammen mit seinem jüngeren Bruder Malin trotz
des strengen Verbots ihrer Eltern zur Insel gefahren ist. Sein Leichnam wird niemals
gefunden. Fast dreißig Jahre später erhält Malin in seinem Büro Besuch vom Vertreter
einer Firma, die auf die Bergung historischer Schätze spezialisiert ist. Sie wollen mit
modernster Technik das Geheimnis von Ragged Island lüften und vor allem das sagenumwobene
Schwert von St. Michael finden, das das wertvollste Stück des Schatzes sein soll.
Wer schon Bücher von Douglas Preston und Lincoln Child gelesen hat, wird sich sicher
denken können, dass auch diese Geschichte, die wie alle ihre anderen Bücher ganz
"normal" anfängt, dazu neigt, nach und nach ins Fantastische abzudriften. Eine
Schatzsuche an der Schwelle zum 21. Jahrhundert scheint zunächst nichts Aufregendes zu
bieten, da moderne Technik sowohl bei der Ortung als auch bei der Bergung von
Gegenständen einen schnellen Erfolg verspricht. Aber irgendetwas stimmt nicht mit der
Insel, Computer und Messgeräte verhalten sich seltsam, und es kommt laufend zu kleineren
und größeren Zwischenfällen. Die Handlung steuert auf einen Showdown hin, der
wahrscheinlich vorhersehbar ist, wenn man sich während der Lektüre die Mühe macht zu
versuchen, das Puzzle selbst zusammenzusetzen. Im Gegensatz zu Relic
verliert Riptide jedoch nie ganz den Bezug zur Wirklichkeit, alles erscheint
bis zum Schluss im Bereich des Möglichen.
Die Charaktere sind nicht besonders prägnant, der Einzige, über dessen Leben man etwas
mehr erfährt, ist Malin Hatch. Alle anderen sind beliebig austauschbar, was für den
Handlungsfaden aber letztendlich unwichtig ist. Im Grunde hat Riptide alle
Zutaten, die es für einen Hollywoodfilm prädestinieren, inklusive der obligatorischen
Liebesgeschichte. Mit dem richtigen Drehbuch könnte daraus ein spannender Film werden.
Das Buch eignet sich vorzugsweise als unterhaltsame Urlaubslektüre oder für lange
Bahnfahrten, wenn man keine Lust auf "gehaltvollere" Kost hat. Leider ist es den
Autoren bisher nie wieder gelungen, die dichte Atmosphäre von Relic in einem
ihrer anderen Bücher zu rekonstruieren.
Warner Books 1998 (Paperback)
ISBN 0-446-60717-7
Deutsch: Riptide, 2000
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