Abigail Padgett
Moonbird Boy
Mysterious Press
ISBN 0-446-40513-2
Christinas Meinung:
Bo Bradley, manisch-depressive Sozialarbeiterin vom Jugendamt in San
Diego, erholt sich in der Ghost Flower Lodge von der Depression, in die
sie der Tod ihres Hundes Mildred gestürzt hat. Dieses einmalige
Therapiezentrum wird von Kumeyaay-Indianern betrieben und setzt die
Legenden und Rituale dieses Stammes zur Therapie von psychischen
Krankheiten ein. Kurz vor Bos Entlassung wird nachts in der Wüste ihr
Mitpatient Mort Wagman erschossen, mit dem sie sich in der Klinik
angefreundet hatte. Bo ist selbst noch nicht ganz auf dem Damm, will
aber wissen, wer für den Tod ihres Freundes verantwortlich ist, und sie
will dafür sorgen, dass dessen sechsjähriger Sohn Bird nicht in die
Mühlen der Jugendfürsorge gerät. Also schlägt sie den Rat ihrer
Therapeutin Eva Broussard aus und macht sich auf die Suche nach Birds
Verwandten. Dabei erfährt sie, dass Ghost Flower Lodge von einem
großen Unternehmen geschluckt werden soll. Aber was hat das mit dem Tod
von Mort zu tun, und wer versucht, Bo mit Aufnahmen von Hundegebell
wieder in einen Zusammenbruch zu treiben?
Mit Bo Bradley hat Abigail Padgett eine der interessantesten
Krimiheldinnen geschaffen, die mir bisher untergekommen ist. Ihr
Arbeitsgebiet ist ungewöhnlich. Manchmal ist es kaum zu glauben, was
Kinder im reichsten Industrieland der Erde durchmachen müssen und wie
unfähig der Staat ist, ihr Leiden zu beenden. Im vierten Band der
Bo-Bradley-Reihe spielt Bos Arbeit aber nur eine untergeordnete Rolle.
Hier ist sie persönlicher betroffen, und das nicht, weil sie jemandem
bei ihren Ermittlungen zu nahe gekommen wäre, sondern weil sie das
Etikett "psychisch krank" trägt. Padgett nimmt die Leser mit
in die Erlebniswelt eines manisch-depressiven Menschen und beschreibt
eindringlich, wie Bo mit dem umgeht, was die "normale" Umwelt
als Krankheit wahrnimmt. Im Verlauf der Krimihandlung reißt Padgett
auch kontroverse Themen im Zusammenhang mit psychischen Krankheiten an.
Leider verzettelt sie sich dabei zum Ende hin ein wenig. Trotzdem ist
MOONBIRD BOY ein empfehlenswertes Buch für Leute, die nicht immer nur
nach Schema F suchen. |
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Christina Gross
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