Harry Rowohlt, Ralf Sotscheck

In Schlucken-zwei-Spechte

Helgas Meinung

Harry Rowohlt, der Allgemeinheit als Penner aus der Lindenstraße, etwas weniger Leuten als genialer Übersetzer bekannt und von vielen als mit dem Rowohlt-Verlag verbandelte Person verkannt, erzählt Ralf Sotscheck sein Leben.

In diesem Frage-und-Antwort-Spiel erzählt Harry Rowohlt von sich und seinem umtriebigen Leben und gibt seinen Senf zu allen möglichen Dingen dazu. Er bedient sich dabei einer betont einfachen und schlichten Sprache, die es aber faustdick hinter den Ohren hat.

Boshaft und ungnädig, dabei äußerst vergnüglich, werden diverse gesellschaftliche Gruppierungen durch den Kakao gezogen, wobei Rowohlt sich selbst nicht ausspart. Moderne Architektur, Waldorfschulen, Ausländer, Inländer, Schwaben, Lindenstraßen-Promis, alle werden mit der Lupe betrachtet, und was er hie und da dazu sagt, könnte dem einen oder anderen schon sauer aufstoßen, doch dazu ist es bei aller Bosheit zu nett verpackt.

Wir erfahren schließlich, dass er rein gar nichts mit dem Verlag zu tun hat und Schmerzensgeld verlangen möchte, wenn er darauf angesprochen wird, und dass die Existenz als Übersetzer alles andere als ein Zuckerschlecken ist, selbst für einen Herrn Rowohlt.

Wenngleich er darauf hinweist, dass dieses Buch beim Konsum von unzähligen Kannen Tee entstanden ist, pflegt er doch gern sein Image als saufender Bohemien. Dennoch: wer so präzise, ausgefeilte Bücher schreibt und übersetzt, muss im Grunde seines Herzens sehr diszipliniert sein und dem Tee mehr als allen anderen Getränken zusprechen. Wobei den geneigten Leser nichts daran hindert, sich dieses Buch zusammen mit einem Guiness oder Paddy Whisky reinzuziehen.

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Zuletzt aktualisiert am: Freitag, 26. Mai 2006

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