"Kochen mit Fernet Branca" ist die vergnügliche
Geschichte des Briten Gerald, der sich als Ghostwriter für
Prominente betätigt, und Marta, die ihren Lebensunterhalt damit
verdient, Filmmusik zu komponieren. Marta stammt aus einem nicht
näher bezeichneten osteuropäischen Land, das Voynovia heißt und
frappierende Ähnlichkeit mit der ehemaligen Sowjetunion hat.
Im sonnigen Italien finden sie sich als Nachbarn
wieder, als Gerald das Haus neben dem von Marta erwirbt. Martas
spärliche Englischkenntnisse und Geralds völlige Unkenntnis ihres
Idioms führen zu allerlei Verwicklungen, die hauptsächlich für den
Leser vergnüglich sind. Gerald, dessen Hobby das Kochen von
ungewöhnlichen Gerichten ist, hat einen regen Verbrauch an Fernet
Branca, was in seiner Nachbarin den Verdacht weckt, dass er ein
Alkoholproblem hat. Marta ahnt ihrerseits nicht, dass Gerald
dasselbe von ihr glaubt. Die Handlung erreicht ihren Höhepunkt, als
der berühmte Regisseur Piero Pacini beschließt, einige Szenen des
Films, für den Marta gerade die Musik schreibt, auf ihrem Grundstück
zu drehen.
Die Handlung braucht etwas, um in Gang zu kommen,
doch es lohnt sich, geduldig zu sein. Die wechselnde Perspektive der
beiden Ich-Erzähler präsentiert dem Leser auf gelungene Art beide
Seiten der Medaille, nämlich dieselben Ereignisse einmal aus der
männlichen und einmal aus der weiblichen Sicht geschildert.
Sinn für britischen oder zumindest für leicht
schrägen Humor sollte man mitbringen, um dieses Buch genießen zu
können. Wer denkt, es handele sich um eine Art Kochbuch, ist auf dem
falschen Dampfer, jedenfalls würde ich persönlich keines der
präsentierten Rezepte ausprobieren wollen. Selbst unter dem Aspekt,
dass die englische Küche nicht den besten Ruf hat, wäre ich
vorsichtig, da selbst meine Experimentierfreudigkeit beim Kochen
ihre Grenzen hat. Welcher der beiden Protagonisten mehr Sinn für die
Realität hat, muss jeder Leser selbst herausfinden und für sich
entscheiden. Meine Wahl fällt dabei ganz eindeutig auf Marta. |