Sharyn McCrumb: She Walks These Hills

Sharyn McCrumb

She Walks These Hills

Christinas Meinung:

Ist Harm Sorley ein verwirrter alter Mann oder ein gefährlicher Verbrecher mit dunklen Absichten? Zunächst nimmt es niemand im Sheriffbüro von Dark Hollow besonders ernst, als die Nachricht eingeht, Harm Sorley, letzter Spross eines legendären Clans von Unruhestiftern, sei aus dem Gefängnis ausgebrochen, in dem er eine lebenslange Haftstrafe wegen Mordes verbüßt. Immerhin ist der entflohene Verbrecher schon über sechzig. Harms Ex-Frau Rita zeigt sich nicht allzu beunruhigt über den Ausbruch ihres Mannes, aber Ehemann Nr. Zwei gefällt es nicht, an die Herkunft seiner Frau erinnert zu werden. Martha Ayers, die vormals im Sheriffbüro am Funkgerät saß, hat Sheriff Spencer Arrowood gerade überredet, sie zum Deputy zu machen. Sie hält Sorley nicht für harmlos und will durch seine Ergreifung ihren skeptischen Kollegen beweisen, dass sie für den Job geeignet ist. Radio-DJ Hank the Yank macht aus Harm inzwischen einen Volkshelden und stochert in alten Akten über den Mordfall, der ihn einst hinter Gitter brachte. In der Gegend scheint es nämlich einige Leute zu geben, die glauben, Harms Opfer habe nur bekommen, was er verdiente.

Aber was ist nun die Wahrheit? Nach einem gewaltsamen Todesfall droht die Situation zu eskalieren.

Sharyn McCrumb entführt die Leser in die Appalachen. Hier gibt es Gegenden, in denen man tagelang keinem Menschen begegnet und völlig vergessen kann, dass man sich in einem hochzivilisierten Industrieland befindet. Hier trifft man auch immer noch auf Angehörige eines eigenwilligen Menschenschlags, der durch das Leben in der unwirtlichen, abgelegenen Region geprägt wurde, auch wenn sie immer weniger werden, da die sogenannte Zivilisation auf dem Vormarsch ist. Zu ihnen gehört Nora Bonesteel, die auf ihrem Berg lebt und die alten Traditionen pflegt, aber auch weiß, dass die alten Zeiten unwiederbringlich sind. Sie sieht Dinge, die andere nicht sehen, so auch den Geist von Katie Wyler, die vor zweihundert Jahren von den Shawnee-Indianern entführt wurde und einen unglaublichen Marsch durch die Wildnis auf sich nahm, um wieder nach Hause zu gelangen. Katie zieht sich wie ein roter Faden durch die komplexe Geschichte. Hier gibt es auch keinen einzelnen Helden, der einen strikt umrissenen Fall zu lösen hat, sondern eine Gruppe von Menschen, die ihren Job machen und mit ihren Problemen fertigzuwerden suchen.

Ein lesenswertes Buch mit Charakteren, denen man gern wiederbegegnen möchte.