Wenn man den dritten Band des Lieds von Eis und
Feuer aufschlägt, fallen einem zu allererst die Landkarten ins
Auge - nicht nur eine, sondern gleich vier davon: der Norden, der
Süden, das Gebiet jenseits der Mauer und die Summer Sea mit ihren
Inseln und angrenzenden Küsten. Sie stimmen den Leser ein auf die
Schauplätze, die ihn diesmal erwarten.
In A Storm of Swords erfährt der Leser u. a.
einige interessante Details über die Lannisters - Martin schreibt
zum ersten Mal nicht nur Szenen aus Tyrions Perspektive, sondern
auch aus der Sicht seines Bruders Jaime, der in Band 1 und 2
lediglich als Nebenfigur auftrat. Wir erfahren endlich in allen
Einzelheiten, wie Jaime zu seinem Beinamen Kingslayer kam.
Die inzwischen in alle Winde verstreuten Starks sind
ihrerseits nicht nur durch Catelyn, Arya und Bran vertreten, sondern
auch durch Sansa, die ich bislang für eher oberflächlich und
uninteressant hielt. Sie ist jedoch am Unglück ihrer Familie
gewachsen und muss erfahren, dass sie auf dem Schachbrett der
Lannisters nichts weiter als ein Bauer ist, den man beliebig hin und
her schieben kann. Noch sitzt Joffrey Baratheon auf dem Eisernen
Thron, während dessen Mutter Sansa ohne Skrupel für ihre Intrigen
missbraucht, doch Cersei hat die Rechnung ohne ihren Bruder Tyrion
gemacht.
Endlich wird auch Danaerys' Geschichte
weitererzählt; die Erbin des Hauses Targaryen ist mit ihren drei
Drachen auf dem Weg nach Westeros, um ihr rechtmäßiges Erbe, den
Thron der Sieben Königreiche, einzufordern. Derweil formiert sich im
Norden, wo nach vielen Jahren der Winter Einzug hält, eine andere
Bedrohung, die "Anderen", Wesen, die mit Schwertern nicht getötet
werden können und ihre eigene Armee aus Zombies rekrutieren.
Die Geschichte wird zunehmend düsterer, da mehr
Figuren sterben, mit denen der Leser sich vielleicht angefreundet
hat. Wer damit Probleme hat, sollte lieber nicht mehr weiterlesen;
immerhin kann man dem Autor nicht vorwerfen, eine vorhersehbare
Geschichte voller Fantasyklischees zu schreiben - nach seiner
eigenen Aussage ist in seinen Büchern niemand seines Lebens sicher.
Eines wird hingegen immer deutlicher, auch das Lied von Eis und
Feuer ist nicht frei von Magie, doch ist diese weit entfernt von
den klischeehaften Zauberern, die einem Rollenspiel entsprungen zu
sein scheinen, wie man sie leider häufig auch in der
Fantasyliteratur findet.
Wie in den ersten beiden Bänden werden auch in A
Storm of Swords mehr neue Handlungsstränge gesponnen als lose
Enden verknüpft. Das Buch steht keinesfalls für sich allein, sondern
ist ein weiteres Teilstück eines sehr langen Romans, dessen Ende
nicht abzusehen ist. Man kann nur hoffen, dass Martin die Handlung
unter Kontrolle behält und nicht beginnt, sich zu verzetteln, wie es
anderen Autoren passiert ist.
Nach dem in meinen Augen etwas schwachen zweiten
Band macht A Storm of Swords Lust weiterzulesen. |