   
    
    Das Lied der Sirenen
      Christinas Meinung: 
         
    In der nordenglischen Stadt Bradfield treibt ein Serienkiller sein
    Unwesen. Davon ist zumindest der Polizeipsychologe und Profiler Tony Hill überzeugt, auch
    wenn die Polizei das offiziell noch bestreitet. Vier junge Männer sind auf brutale Weise
    ermordet worden. Ihre Leichen wurden in einem Viertel deponiert, in dem die örtliche
    Schwulenszene angesiedelt ist. Die Polizei hat noch keinen Hinweis auf den Täter. Bei
    einer Informationsveranstaltung, die Tony Hill als Beauftragter des Innenministeriums für
    eine Profiler-Task-Force abhält, spricht ihn der Assistent Chief Constable John Brandon
    an und bittet ihn um seine Mithilfe bei der Untersuchung der Morde in Bradfield, was weder
    seinem Vorgesetzten noch einigen seiner Untergebenen gefällt. Die Kriminalbeamtin Carol
    Jordan allerdings, die mit Tony eng zusammenarbeitet, ist fasziniert von seiner Methode
    der Verbrecherjagd. 
    Für Tony Hill beginnt ein Wettlauf mit der Zeit und gegen die Vorurteile
    der Polizisten, die den Fall bearbeiten. Der Killer verwirrt ihn, indem er für
    Psychopathen untypische Verhaltensweisen an den Tag legt. Die Situation spitzt sich zu,
    als eine Zeitung mit ihrer sensationsheischenden Berichterstattung den Killer
    herausfordert. 
    Die britische Krimiautorin Val McDermid hat mit DAS LIED DER SIRENEN einen
    Thriller abgeliefert, den man kaum aus der Hand legen kann. Die Geschichte wird aus der
    Sicht von Tony Hill und verschiedener Polizisten erzählt, immer wieder unterbrochen von
    Tagebucheinträgen des Täters. Der ist kein Unbekannter, der erst drei Seiten vor Schluß
    eingeführt wird. Mehr sei hier nicht verraten. Ich habe so ziemlich jeden verdächtigt
    und war dann doch überrascht, und zwar angenehm. Es kommt nicht allzu oft vor, daß ein
    so unglaublich spannendes Buch ein Ende hat, das der Geschichte gerecht wird. 
    DAS LIED DER SIRENEN ist gut geschrieben, und obwohl es eine ganze Reihe
    von Akteuren gibt, verliert man nicht den Überblick. Man erfährt viel über das
    Erstellen eines psychologischen Profils. Was mir besonders gefiel, waren die vertauschten
    Rollen von Polizistin und Profiler. Damit schreibt die Autorin gegen das Klischee von der
    Psychologin, die die Täter mittels "weiblicher Intuition" überführt, und dem
    knallharten Cop, der die Drecksarbeit erledigt, an. 
    Wer gut geschriebene, realistische Krimis bevorzugt und meine morbide
    Faszination für Serienkiller teilt, sollte sich dieses Buch auf keinen Fall entgehen
    lassen. 
    Droemer/Knaur Nr. 60557 
    Original: The Mermaid's Singing 
        
    Kommentare? Anregungen? 
    Schreibt uns: 
      
    Christina Gross 
        
    
    
    Copyright 1999 Gesehen und Gelesen 
    Zuletzt geändert: 17. März 2003
      |