Sharyn McCrumbEin Sarg aus RosenholzChristinas Meinung:
Randall Stargill hat sein Leben lang den Hof seiner Familie in den südlichen Appalachen bewirtschaftet. Seine Frau ist gestorben, und seine vier Söhne haben den Hof längst verlassen und leben ihre eigenen Leben. Als ihr Vater ins Koma fällt, kommen sie zurück auf den Hof und beginnen zunächst widerstrebend, seinem Wunsch gemäß einen Sarg aus Rosenholz zu bauen. Immobilienmakler Frank Whitescarver, der reich geworden ist, indem er wohlhabenden Yuppies aus den Städten schön gelegene Berggrundstücke verkauft, schaut in die Zukunft und hat nicht den Anstand zu warten, bis der Besitzer des Stargill-Hofs tatsächlich tot ist, bevor er seinen Erben ein Angebot macht. Etwas ganz anderes hat Nora Bonesteel, Randalls erste Liebe, im Sinn. Ihr Interesse gilt der Vergangenheit, und sie bringt den Söhnen eine kleine Kiste mit menschlichen Überresten. Damit rührt sie an ein altes Geheimnis der Stargill-Familie. Sharyn McCrumb versteht es meisterhaft, Legenden, Geschichte und Gegenwart miteinander zu verbinden. Diesmal ist es die Geschichte von Daniel Boone, der bei der Erschließung des heutigen Kentucky eine wichtige Rolle spielte und das Vorbild für den berühmten Lederstrumpf war, und von Nancy Ward, hierzulande weit weniger bekannte Cherokee, die zwischen ihrem Volk und den immer weiter vordringenden weißen Siedlern zu vermitteln versuchte. Nun sind es die Nachkommen eben dieser Siedler, wie Randall Stargill und sein Nachbar J. Z. Stallard, die den Yuppies aus der Stadt Platz machen müssen. Ein findiger Geschäftsmann wie Frank Whitescarver geht beinahe ebenso skrupellos vor wie damals die Leute, die die Indianer von ihrem Land verdrängten. McCrumb bevölkert ihre Bücher mit Menschen aus Fleisch und Blut, und daher ist es auch nicht verwunderlich, dass sie nicht immer so reagieren, wie der Leser es von ihnen erwartet. So auch in EIN SARG AUS ROSENHOLZ. Das Buch ist kein Krimi im klassischen Sinn, auch wenn es einen Todesfall aufzuklären gilt und die Truppe um Sheriff Spencer Arrowood zum Einsatz kommt. Vor allem ist es aber eine Geschichte von Menschen, deren Leben einen Wendepunkt erreicht hat. Ein empfehlenswertes Buch für Leser, die zwischenmenschliche Beziehungen faszinierender finden als Schusswechsel und Verfolgungsjagden und die sich einen Sinn für Engel und Geister bewahrt haben. Wunderlich Taschenbuch
|
|
Zuletzt aktualisiert am: Montag, 17. März 2003 Copyright 2000 Christina Gross & Monika Hübner |