Bill Napier: Nemesis

Bill Napier

Nemesis

Diese Kritik bezieht sich auf das englische Original.

Monikas Meinung:

Russland unter der Führung von Schirinowski plant einen perfiden Angriff auf die USA, jedenfalls behauptet das amerikanische Militär, von einem solchen Plan Kenntnis erlangt zu haben: Es ist den Russen gelungen, einen Asteroiden so abzulenken, dass er Kurs auf die Erde nimmt und die westliche Hemisphäre bei seinem Einschlag vernichten wird. Ein Team von internationalen Wissenschaftlern hat fünf Tage Zeit, um Nemesis – so benannt nach der griechischen Rachegöttin - zu identifizieren. Da niemand weiß, wieviel Zeit bis zum Tag X noch bleibt, hat die Regierung einen Vierzigtageplan aufgestellt, um Gegenmaßnahmen einzuleiten. Der britische Astrophysiker Dr. Webb kommt in der Zwischenzeit nicht nur dem Asteroiden, sondern auch einer Verschwörung gegen den amerikanischen Präsidenten auf die Spur...

Wenn Naturwissenschaftler anfangen, Romane zu schreiben, verspricht das zumindest einen soliden, wissenschaftlichen Hintergrund. Bill Napier – einer der führenden Spezialisten auf dem Gebiet der Asteroidenforschung – enttäuscht den Leser in dieser Hinsicht nicht, wobei man die für Laien relativ unverständlichen Formeln getrost überlesen kann, ohne etwas vom Handlungsfaden zu verlieren. Wer sie versteht, wird sie aber wahrscheinlich zu schätzen wissen.

Im ersten Teil des Buches lässt der Autor sich relativ viel Zeit damit, seine Handlung zu entwickeln, wobei er weniger Wert auf Charaktere als auf Fakten legt. Die Ausflüge ins Italien der Renaissance, die zunächst ein abrupter Bruch im Erzählfluss zu sein scheinen, werden nach und nach verständlicher, und gegen Ende der Geschichte werden die scheinbar losen Enden verknüpft. Etwa ab der Hälfte des Romans überschlägt sich das Geschehen förmlich, die Spannung erreicht ihren Höhepunkt, und es fällt schwer, das Buch jetzt noch aus der Hand zu legen, weil man – zu diesem völlig unpassenden Zeitpunkt! – vielleicht dringenderes zu erledigen hat. Etwas unglücklich ist vielleicht die Idee, die ewige Rivalität zwischen Ost und West in die Zukunft zu projezieren, wobei jedoch nicht ganz klar ist, wie weit in der Zukunft die Handlung von Nemesis spielt.

Trotz einiger Ungereimtheiten, mit denen man jedoch leben kann, ist Nemesis ein gelungenes Buch, das für viele Stunden spannenden Lesestoff bietet.