   
    Magdalen Nabb
    Tod eines Holländers
      Christinas Meinung: 
       
    Zu den unangenehmeren Pflichten des Florentiner Wachtmeisters Salvatore
    Guarnaccia von den Carabinieri gehört es, in glühender Sommerhitze den unzähligen
    Beschwerden von Signora Giusti nachzugehen, einer alten Dame, die nicht mehr aus ihrer
    Wohnung kann und sich die Zeit mit bösartigem Klatsch vertreibt. Diesmal beschwert sie
    sich über Krach in der Nachbarwohnung, in der eigentlich niemand sein dürfte. Als der
    Wachtmeister nachsieht, findet er den Bewohner, einen holländischen Juwelier, der nur
    selten in Florenz ist. Er liegt im Sterben, und es hat den Anschein, daß er sich mit
    einer Überdosis Schlaftabletten umgebracht hat. Aber der Wachtmeister glaubt nicht an
    Selbstmord. Wer war die Frau, die Signora Giusti in der Wohnung gehört hat, und was haben
    die letzten Worte des Holländers zu bedeuten: Sie war es nicht.? Obwohl
    Guarnaccia nicht dafür zuständig ist, befaßt er sich weiter mit dem Fall und kommt auch
    der geheimnisvollen Frau auf die Spur. Aber mit einer Klatschtante und einem blinden
    Blumenhändler als einzigen Zeugen scheint eine Klärung des Falles in weite Ferne
    gerückt. 
    TOD EINES HOLLÄNDERS ist ein ziemlich gemächlicher Krimi. Magdalen Nabb
    hat einen recht interessanten Kriminalfall konstruiert, läßt aber ihren Ermittler nur
    quälend langsam herausfinden, was sich wirklich abspielt. Stattdessen schweift sie
    hierhin und dorthin ab, wie ihre Signora Giusti. Leider dienen die Abschweifungen nicht
    dem Zweck, den Leser auf eine falsche Fährte zu führen. Wachtmeister Guarnaccia ist ein
    bescheidener, nachdenklicher Mann, der sich bemüht, seine Arbeit so gut wie möglich zu
    machen und sich um seine Untergebenen zu kümmern. Dabei möchte man ihn manchmal nehmen
    und schütteln, weil er so lange braucht, um auf das Offensichtliche zu kommen.
    Überraschende Wendungen darf man in diesem Buch nicht erwarten. Auch keine detaillierte
    Schilderung der Polizeiarbeit. Der kriminalistische Aspekt wird bedauerlich kurz
    abgehandelt, und die Nebenhandlung ist so vorhersehbar, daß es schon wieder ärgerlich
    ist. Aber wer einen entspannt dahinfließenden Krimi in leicht melancholischem Ton zu
    schätzen weiß, kommt auf seine Kosten. Ich fand etwas irritierend, daß Nabb, die für
    ein nicht-italienisches Publikum schreibt, Dinge des alltäglichen Lebens in Italien nicht
    erklärt, sich aber bei einem bekannten Gebäude wie dem Palazzo Vecchio auf ihre Rolle
    als Fremdenführerin besinnt. 
    Nicht schlecht geschrieben, aber einfach nicht mein Geschmack. 
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