Monikas Büchertagebuch
September 2005

Bewertung:

A: Exzellent

B: Gutes Buch, mit leichten Schwächen

C: Absolute Durchschnittsware, kann man lesen, man kann es aber auch lassen

D: Kaum zu glauben, dass ich das wirklich zu Ende gelesen habe

E: Grauenhaft, Verschwendung kostbarer Ressourcen in Form von Bäumen, die sterben mussten, damit es gedruckt werden konnte

F: Lektüre abgebrochen, ich konnte einfach nicht damit warm werden

Stephen King: On Writing -- A

Vom Leben und vom Schreiben heißt dieses Buch in der deutschen Übersetzung, und genau davon erzählt uns der Autor, wobei er sich im Gegensatz zu seinen Romanen erstaunlich kurz fasst. Warum, erfährt der Leser im zweiten Teil des Buches, der "Vom Schreiben" heißt. Im ersten Teil erzählt King vom Leben, genauer gesagt von seinem Leben, von allem, was darin einen Einfluss auf den Werdegang des Schriftstellers hatte.

Der Teil "Vom Schreiben" unterscheidet sich von anderen Büchern dieser Art, in denen zukünftigen Autoren vermittelt werden soll, wie man schreibt und wie man gut schreibt. Davon erzählt Stephen King zwar auch, doch es handelt sich dabei nicht um allgemein gehaltene Tipps, sondern er erklärt darin, was er selbst unter "gutem Schreiben" versteht. Seine Annäherung an die Kunst, Romane und Kurzgeschichten zu schreiben, mag manchen Leser überraschen, doch in seinem Fall funktioniert sie bekanntlich sehr gut. Die Tatsache, dass er vorgibt, seine Muse sei männlich und brauche bisweilen einen kräftigen Tritt, amüsiert und entmystifiziert den Vorgang des Schreibens gewaltig. Auch Gabriel García Márquez hat einmal gesagt, Schreiben zu zehn Prozent Inspiration und zu neunzig Prozent Transpiration. Wer selbst schreiben möchte, sollte das niemals aus den Augen verlieren. Alles in allem gehört dieses mit 300 Seiten eher dünne Buch zum Besten, was King geschrieben hat.

Kornelia Helfmann: Abgetreten -- C+

Abgetreten gewann im Jahr 2004 den Brigitte-Romanpreis. Die Geschichte ist nicht wirklich originell, sie erzählt den Lebensweg einer jungen Frau, die wie so viele andere in ihrer Ehe keine Erfüllung findet, aber den Absprung nicht schafft. Nach der ersten Verliebtheit lässt die Aufmerksamkeit ihres Mannes zunehmend nach, irgendwann reden sie überhaupt nicht mehr miteinander. Verständnis findet Hilde lediglich bei ihrem Vater, helfen kann er ihr jedoch nicht, aus ihrem selbst geschmiedeten Gefängnis auszubrechen. Nach vielen Jahren des Leidens beschließen die Eheleute, einen neuen Anfang zu machen, eine Reise nach Frankreich soll ihnen dabei helfen. Ein Essen in einem Restaurant bildet den Rahmen für die eigentliche Erzählung, in der der Leser erfährt, welche Ereignisse die Protagonisten an diesen Ort geführt haben.

Die ziemlich banale Geschichte hat mir wider Erwarten recht gut gefallen, nicht gefallen hat mir indessen der Stil der Autorin, die endlosen Bandwurmsätze ohne Konjunktionen und die Dialoge ohne Anführungszeichen. Ich fürchte, in dieser Hinsicht bin ich eine furchtbar altmodische Leserin. Die Länge des Buches entspricht eher einer Novelle als einem Roman und war gerade genug für eine Zugfahrt von Aalen nach Karlsruhe. Viel mehr hätte die Handlung auch nicht hergegeben.

J. K. Rowling: Harry Potter and the Goblet of Fire -- B

siehe ausführliche Kritik

Garth Nix: Sabriel -- B-

Sabriel ist die Tochter von Abhorsen, der ein Nekromant ist, doch im Gegensatz zu seinen Zunftgenossen dafür sorgt, dass die Toten bleiben, wo sie hingehören, nämlich im Totenreich hinter den neun Pforten. Sabriel besucht ein Internat an der Grenze zum Alten Reich, wo die Magie anders als in Ancelstierre noch zum Alltag gehört, obwohl sie auch an ihrer Schule auf dem Lehrplan steht. In ihrem letzten Schuljahr erscheint eines Tages ein Bote, der ihr die Glocken und das Schwert ihres Vaters bringt, ein Hinweis, dass Abhorsen tot ist. In der Hoffnung, er hätte die letzte Pforte vielleicht noch nicht passiert, macht Sabriel sich auf, um ihren Vater zu suchen.

Sabriel ist der erste Teil einer Trilogie, steht jedoch relativ gut für sich allein. Garth Nix hat eine recht komplexe Fantasywelt erschaffen, was für das Buch spricht. Gestört haben mich die manchmal exzessiven Beschreibungen; da Sabriel auf ihrer Suche nach ihrem Vater meist allein unterwegs ist, gibt es wenig Dialoge, was ich auf Dauer etwas ermüdend fand. Den zweiten Band der Trilogie werde ich aber trotzdem lesen und dann entscheiden, ob Teil 3 mich noch interessiert.

Andreas Eschbach: Exponentialdrift -- B

Dieses Buch entstand aus einem Experiment, das vor ein paar Jahren bei der FAZ lief: ein Fortsetzungsroman in der Tradition von Charles Dickens, jede Woche eine neue Folge, die kurz vorher geschrieben wurde, um Bezug auf aktuelle Ereignisse nehmen zu können. Nicht einmal der Autor selbst wusste am Anfang, wohin die Geschichte führen würde.

Ein Mann erwacht nach mehreren Jahren aus dem Koma, direkt vor den Augen von Journalisten, die eigentlich einen Artikel über hoffnungslose Fälle und die damit verbundene unermessliche Verschwendung im Gesundheitswesen schreiben wollten. Seine Frau, die sich inzwischen ein Leben ohne ihn aufgebaut und einen festen Freund hat, kann es ebenfalls nicht fassen. Zu allem Überfluss hält ihr Mann sich für einen Außerirdischen, der in den Körper eines Menschen geschlüpft ist.

An Exponentialdrift hat mich vor allem das Experiment interessiert, das Andreas Eschbach am Schluss in einem Making of erläutert. Man macht sich zunächst überhaupt keine Gedanken darüber, welche Herausforderungen damit verbunden sind, jede Woche eine neue Folge zu schreiben, die eine bestimmte Länge nicht überschreiten darf und die Geschichte jeweils einen Schritt weiterbringen muss. Die Resonanz war jedoch nicht groß genug, um das Experiment länger auszudehnen, der Autor musste leider die Auflösung in stark gekürzter Form zusammenfassen, was die Qualität des Romans etwas mindert.

Hörbücher:

Franz Kafka: Die Verwandlung -- B+

Ungekürzte Lesung von Rainer Maria Ehrhardt

An Kafka habe ich aus meiner Jugendzeit nur schlechte Erinnerungen. Ich erinnere mich, dass ich mir mit dreizehn oder vierzehn im Jugendabo des Theaters "Im Räderwerk" ansehen musste und nicht verstanden habe, während diverse Klassenkameraden danach pseudointellektuelle Diskussionen führten. Seither habe ich zugegebenermaßen einen großen Bogen um diesen Autor gemacht.

Das Hörbuch Die Verwandlung habe ich auf der DVD gefunden, die der Augustausgabe des PC Magazins beilag, und musste zumindest einmal hineinhören. Ich war sehr überrascht, wie gut mir die Geschichte von Gregor gefiel, der eines Morgens beim Aufwachen feststellt, dass etwas Seltsames mit ihm vorgeht. Rainer Maria Ehrhardts Vortrag ist professionell, es ist angenehm, ihm zuzuhören, sodass ich dieses Hörbuch sicher nicht zum letzten Mal gehört habe.

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Zuletzt aktualisiert am: Sonntag, 13. November 2005

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