Iris JohansenHinter Gläsernen WändenChristinas Meinung:
Genetikerin Kate Denby ist eigentlich ganz zufrieden mit ihrem Leben und daher wenig geneigt, das Angebot des wissenschaftlichen Quertreibers Noah Smith anzunehmen, vor allem da er zwar mit viel Geld wedelt, aber nicht damit herausrücken will, worum sich seine Forschung eigentlich dreht. Doch dann überstürzen sich die Ereignisse. Zuerst kommt Smith angeblich bei einem Brand in seinem Labor um, und dann stirbt Kates Ex-Mann durch eine Autobombe. Kate ist mit ihrem Sohn und ihrer Schwiegermutter auf der Flucht, beschützt von Männern, von denen sie nicht weiß, ob sie ihnen trauen kann. Ihre einzige Chance scheint zu sein, ihre Forschungen abzuschließen und damit an die Öffentlichkeit zu gehen, vorausgesetzt, sie bleibt lange genug am Leben. Iris Johansen schrieb Liebesromane, bevor sie sich dem Thriller zuwandte, und das merkt man dem Buch auch an. Die interessanten wissenschaftlichen Fragen, mit denen sich ihre Heldin Kate Denby beschäftigt, bleiben ein schlichtes Hintergrundrauschen. Auch über die politischen Vorgänge, die die Einführung eines neuen Medikaments begleiten, werden hier nur knapp angerissen. Im Zentrum der Aufmerksamkeit steht immer die Heldin im Spannungsfeld der Männer, die sie beschützen, belügen, benutzen oder gar töten wollen. Auch wenn das nicht unbedingt nach meinem Geschmack ist, muss ich zugeben, dass es meistens recht spannend war. Gelegentlich wurde die Räuberpistole dann ein bisschen zu abenteuerlich. Mit Kate, der klischeehaft systematischen Wissenschaftlerin, konnte ich mich nicht anfreunden. Dafür sprang sie mir zu heftig zwischen unerträglich blauäugig und super-unabhängig hin und her. Ihre Helden waren Pappkameraden vom Typ geheimnisvoller Fremder. Die Guten waren Überwesen, die selbst ihre Fehler aus den besten Motiven begingen. An den Bösen wurde kein gutes Haar gelassen. Die Welt war in Ordnung und schön schwarz-weiß. Nicht die Art von Krimi, die sich durch nachdenklichen Umgang mit einer doch recht ernsten Nebenhandlung auszeichnet, aber leidlich spannend und gut zu lesen. Zumindest wenn man es schafft, die furchtbare Übersetzung zu ignorieren. Blanvalet
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Zuletzt aktualisiert am: Dienstag, 02. September 2003 Copyright 2000 Christina Gross & Monika Hübner |