Laurie R. King: Geh mit keinem Fremden

Laurie R. King

Geh mit keinem Fremden

Originaltitel: With Child

Christinas Meinung:

Jules Cameron, die zukünftige Stieftochter ihres Partners Al Hawkin, kommt der Kriminalbeamtin Kate Martinelli gerade recht. Jules ist zwölf, hochintelligent und eine Nervensäge, aber Kate empfindet auch Sympathie für das Mädchen, das aus schwierigen Familienverhältnissen kommt und es wegen seines scharfen Verstandes an der Schwelle zum Erwachsenwerden nicht eben leicht hat. Nun hat sie sich mit einem Jungen angefreundet, der ebenso ein Außenseiter ist wie sie selbst. Dio ist obdachlos und lebt in einem Park in der Nähe von Jules’ Wohnung. Als Jules ihn dort nicht mehr findet, bittet sie Kate um Hilfe. Kate hat wenig Hoffnung auf Erfolg. Doch ihn zu suchen ist immer noch besser, als in ihrem leeren Haus in San Francisco die Wände anzustarren, während ihre Lebenspartnerin Lee sich bei ihrer exzentrischen Tante verkrochen hat, um nach einer schweren Verletzung, die sie sich bei der Mitarbeit an einem von Kates Fällen zugezogen hat, wieder zu sich selbst zu finden. Zunächst will Kate ihrem Partner nur einen Gefallen tun, dann tut sie es aber mehr und mehr aus Freundschaft zu dem spröden Mädchen. Hawkin und Jani Cameron lassen Jules in Kates Obhut, als sie über Weihnachten in die Flitterwochen fahren. Kate und Jules folgen einer Einladung von Lee und fahren gemächlich in Richtung Norden. Doch eines Morgens ist Jules aus ihrem Motelzimmer verschwunden. Und sie passt genau in das Profil der Opfer eines Serienkillers, der in der Gegend seit Monaten sein Unwesen treibt.

In GEH MIT KEINEM FREMDEN gibt Laurie R. King zum dritten Mal Einblick in das Leben ihrer Detektivin Kate Martinelli. Wieder geht es um Verbrechen an Kindern oder Jugendlichen. King verschafft den Lesern einen Einblick in die Lage jugendlicher Obdachloser, wenn sie Kate nach dem jungen Dio suchen lässt. Auch der zweite Fall, den Kate verfolgt und der ihr ungleich näher geht, bleibt spannend bis zum Schluss, aber für meinen Geschmack ist ihren Protagonisten da einfach ein bisschen zu viel Übles widerfahren. Es ist wie bei einer Seifenoper, wo man sich kopfschüttelnd fragt, was den bedauernswerten Menschen denn noch alles passieren kann.

Es empfiehlt sich, Kings Martinelli-Serie in der richtigen Reihenfolge zu lesen. Mir fehlte der zweite Teil, DIE MASKE DES NARREN, und da das Privatleben Martinellis eine große Rolle spielte, fühlte ich mich ab und an ein wenig verloren, auch wenn der Kriminalfall in sich geschlossen war und vieles in Rückblenden erklärt wurde.

Trotz leichter Einschränkungen ein lesenswertes Buch für Freunde komplexer Kriminalromane, bei denen es um mehr geht als um die Entlarvung des Täters.