Diane Johnson
Le Divorce
Plume, 1998
ISBN: 0-452-27733-7
Deutsch: Scheidung auf Französisch, Goldmann 1999
Diese Kritik bezieht sich auf das amerikanische Original.
Monikas Meinung:
Die Amerikanerin Isabell kommt nach Paris, um bei ihrer
Stiefschwester Roxy den Babysitter für ihre dreijährige Nichte Genni
zu spielen, während Roxy sich auf die Scheidung von ihrem
französischen Ehemann vorbereitet, der - voll und ganz dem Klischee des
windigen Franzosen entsprechend - fremdgegangen ist und seine zu allem
Überfluss wieder schwangere Frau sitzen gelassen hat.
Diane Johnson erzählt die Geschichte der beiden ungleichen
Schwestern aus Isabells Perspektive in der Ich-Form. Eigentlich liegt
mir diese Art von Erzählstil nicht besonders, bei diesem Buch hat er
mich jedoch erstaunlicherweise nicht im geringsten gestört. Wer die
französische Mentalität einigermaßen kennt, wird seine Freude haben
an Isabells meist recht treffenden Beobachtungen der französischen
Eigenheiten, die ihrer amerikanischen Weltanschauung so gar nicht
entsprechen. Hier prallen Welten aufeinander, und der Kulturschock ist
unvermeidlich, auch wenn Isabell letztendlich zugeben muss, dass auch
die französische Lebensart unter gewissen Umständen durchaus ihre
Annehmlichkeiten hat.
Ich habe mich die ganze Zeit gefragt, wie ein Buch, das lediglich
einen sehr locker gesponnenen Handlungsfaden hat, so unterhaltsam sein
kann. Die Geschichte setzt sich aus tausend alltäglichen Kleinigkeiten
zusammen die jemandem, der der Sprache des Landes, in dem er gerade
weilt, kaum mächtig ist, das Leben schwer machen können. Wer sich nun
darüber empört, dass Isabell kaum Anstalten macht, diesem Zustand ein
Ende zu bereiten, dem sei hiermit gesagt, dass auch die Franzosen -
jedenfalls nach meiner persönlichen Erfahrung - einen so ausgeprägten
Nationalstolz haben, dass sie wenig Interesse daran zeigen, sich mit
Sprache und Gewohnheiten einer anderen Kultur vertraut zu machen. Die
Distanziertheit, die sich aus dieser Haltung ergibt, erlaubt Isabell
jedoch bisweilen einen viel schärferen Blick auf die Marotten der
Familie ihres Schwagers als ihrer Frankreich-begeisterten Schwester
Roxy. Und es ist nicht so, dass diese - der Name de Persand
lässt irgendwie auf alten Landadel schließen - ihre amerikanische
Schwiegertochter und noch mehr deren für ihre Begriffe "typisch
amerikanische" Schwester im Grunde nicht ebenso absonderlich
fänden. Der Schluss der Geschichte erscheint zwar etwas konstruiert,
aber zumindest für mich kam der Ausgang ziemlich unerwartet.
Alles in allem ist Le Divorce eine nette Lektüre für
zwischendurch, allerdings dürfte Isabells Blick auf unsere nächsten
Nachbarn (und ehemaligen "Erzfeinde") einem glühenden
Verehrer der Grande Nation etwas frivol, oberflächlich und
klischeebeladen erscheinen. Ich hatte aber meinen Spaß daran. |
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Monika Hübner
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