Diana Gabaldon

Outlander

Feuer und Stein

Dell Paperback, 1992

Diese Kritik bezieht sich auf das amerikanische Original.

Monikas Meinung

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Im Jahr 1945 findet sich die ehemalige englische Armeekrankenschwester Claire Randall unvermittelt im 18. Jahrhundert wieder, nachdem sie einen der Steine eines jener uralten Steinkreise berührt hat, die über ganz Großbritannien verstreut sind. Nachdem sie endlich wieder mit ihrem geliebten Ehemann Frank, einem Historiker, vereint war, ist sie nun erneut von ihm getrennt, doch diesmal nicht durch den Krieg, sondern auf eine Art, die es ihr nicht ohne weiteres erlaubt, zu ihm zurückzukehren. Schon kurz nach ihrer Ankunft im Schottland von 1743 sieht sie sich einer unheimlichen Replik von Frank gegenüber - Jonathan Randall, ganz eindeutig ein Vorfahr ihres Mannes - der ihm äußerlich wie ein Zwillingsbruder gleicht, dessen Charakter jedoch nicht gegensätzlicher sein könnte.

Es gelingt ihr, ihm zu entkommen, und auf ihrer Flucht lernt sie Jamie Fraser kennen, einen jungen Mann, der wegen angeblichen Mordes gesucht wird und auf dessen Kopf ein Preis ausgesetzt ist. Zwischen den beiden, die zunächst aus rein praktischen Gründen ihren Weg gemeinsam fortsetzen, entspinnt sich bald eine leidenschaftliche Beziehung, und Claire sieht sich immer tiefer in die Machenschaften des MacKenzie-Clans hineingezogen. Obwohl sie eine Sassenach ist, wie die Schotten die Engländer nennen, gelingt es ihr, durch ihre medizinischen Kenntnisse ein gewisses Ansehen zu gewinnen, und sie beginnt, in dieser für sie völlig fremden Welt Fuß zu fassen.

Feuer und Stein ist der erste Band der Highland-Saga, die mittlerweile fünf Bände umfasst, mindestens zwei weitere sollen noch folgen. Diana Gabaldon hat hier eine "Einführung" in ihre Welt von ungefähr neunhundert Seiten geschrieben, die an keiner Stelle langweilig wird. Nach eher schlechten Erfahrungen mit sehr dicken Büchern, die sich in langatmigen Beschreibungen verlieren, während die Handlung nicht vorankommt (zum Beispiel Ken Folletts Die Säulen der Erde, das mich mehrmals dazu brachte, zwischendurch eine Pause einzulegen und etwas anderes zu lesen), hat man bei Feuer und Stein den Eindruck, dass jedes Detail seinen Platz hat und nichts Überflüssiges im fertigen Manuskript verblieben ist - trotz seiner Länge.

Wer schon mehr meiner Kritiken gelesen hat, dürfte inzwischen wissen, dass das Thema "Zeitreisen" mich endlos fasziniert. Andeutungsweise ist bereits in diesem ersten Band zu erkennen, dass Diana Gabaldon es etwas anders angeht als die meisten anderen Autoren und dass es vor allem nicht lediglich ein Mittel zum Zweck ist, um Claire in die Vergangenheit zu katapultieren. Vor allem ist es der Autorin jedoch gelungen, dreidimensionale, glaubhafte Charaktere zu erschaffen, deren Schicksal man als Leser gebannt verfolgt. So gern ich auch zwischendurch Bücher lese - wie z. B. die Romane von Michael Crichton -, die mehr Wert auf Spannung als auf Charakterentwicklung legen, sind mir gute Charakterisierungen letztendlich wichtiger. Spannung bietet auch Feuer und Stein mehr als genug, außerdem rechne ich es Gabaldon hoch an, dass Claire nicht die übermenschlich schöne Superheldin ist, vor der alle Männer sofort auf den Knien liegen, wie das leider zu oft der Fall ist. Trotz der Liebesgeschichte, die einen wesentlichen Bestandteil der Handlung ausmacht, ist das Buch alles andere als eine Seifenoper. Die Beziehung zwischen Claire und Jamie ist umso interessanter, als beide mit ungewohnten Gegebenheiten zurechtkommen müssen: Claire befindet sich plötzlich in einer Epoche, in der Frauen nach wie vor mehr oder weniger das Eigentum ihrer Ehemänner sind, und Jamie sieht sich mit einer Frau konfrontiert, die wesentlich emanzipierter ist, als es Mitte des 18. Jahrhundert üblich war. Im Prinzip ist Claire selbst für eine Frau aus den vierziger Jahren des 20. Jahrhunderts erstaunlich selbständig und selbstsicher.

Ein bisschen von der besonderen Atmosphäre des Buches dürfte in der deutschen Übersetzung verloren gehen, da die Schotten in ihrem eigenen Dialekt reden. Allein deshalb lohnt es sich, das Original zu lesen, auch wenn es vielleicht eine Weile dauert, bis man sich an dieses leicht fremdartig klingende Englisch gewöhnt hat. Man fühlt sich beim Lesen irgendwie in die Highlands versetzt und sieht die großartige Kulisse dabei förmlich vor sich.

Ein Seriendebüt, das neugierig auf die Fortsetzung macht.

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Zuletzt aktualisiert am: Sonntag, 03. September 2006

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