Im Jahr 1945 findet sich die ehemalige englische
Armeekrankenschwester Claire Randall unvermittelt im 18. Jahrhundert
wieder, nachdem sie einen der Steine eines jener uralten Steinkreise
berührt hat, die über ganz Großbritannien verstreut sind. Nachdem sie
endlich wieder mit ihrem geliebten Ehemann Frank, einem Historiker,
vereint war, ist sie nun erneut von ihm getrennt, doch diesmal nicht
durch den Krieg, sondern auf eine Art, die es ihr nicht ohne weiteres
erlaubt, zu ihm zurückzukehren. Schon kurz nach ihrer Ankunft im
Schottland von 1743 sieht sie sich einer unheimlichen Replik von Frank
gegenüber - Jonathan Randall, ganz eindeutig ein Vorfahr ihres Mannes -
der ihm äußerlich wie ein Zwillingsbruder gleicht, dessen Charakter
jedoch nicht gegensätzlicher sein könnte.
Es gelingt ihr, ihm zu entkommen, und auf ihrer Flucht lernt sie
Jamie Fraser kennen, einen jungen Mann, der wegen angeblichen Mordes
gesucht wird und auf dessen Kopf ein Preis ausgesetzt ist. Zwischen den
beiden, die zunächst aus rein praktischen Gründen ihren Weg gemeinsam
fortsetzen, entspinnt sich bald eine leidenschaftliche Beziehung, und
Claire sieht sich immer tiefer in die Machenschaften des MacKenzie-Clans
hineingezogen. Obwohl sie eine Sassenach ist, wie die Schotten
die Engländer nennen, gelingt es ihr, durch ihre medizinischen
Kenntnisse ein gewisses Ansehen zu gewinnen, und sie beginnt, in dieser
für sie völlig fremden Welt Fuß zu fassen.
Feuer und Stein ist der erste Band der Highland-Saga, die
mittlerweile fünf Bände umfasst, mindestens zwei weitere sollen noch
folgen. Diana Gabaldon hat hier eine "Einführung" in ihre
Welt von ungefähr neunhundert Seiten geschrieben, die an keiner Stelle
langweilig wird. Nach eher schlechten Erfahrungen mit sehr dicken
Büchern, die sich in langatmigen Beschreibungen verlieren, während die
Handlung nicht vorankommt (zum Beispiel Ken Folletts Die Säulen der
Erde, das mich mehrmals dazu brachte, zwischendurch eine Pause
einzulegen und etwas anderes zu lesen), hat man bei Feuer und Stein
den Eindruck, dass jedes Detail seinen Platz hat und nichts
Überflüssiges im fertigen Manuskript verblieben ist - trotz seiner
Länge.
Wer schon mehr meiner Kritiken gelesen hat, dürfte inzwischen
wissen, dass das Thema "Zeitreisen" mich endlos fasziniert.
Andeutungsweise ist bereits in diesem ersten Band zu erkennen, dass
Diana Gabaldon es etwas anders angeht als die meisten anderen Autoren
und dass es vor allem nicht lediglich ein Mittel zum Zweck ist, um
Claire in die Vergangenheit zu katapultieren. Vor allem ist es der
Autorin jedoch gelungen, dreidimensionale, glaubhafte Charaktere zu
erschaffen, deren Schicksal man als Leser gebannt verfolgt. So gern ich
auch zwischendurch Bücher lese - wie z. B. die Romane von Michael
Crichton -, die mehr Wert auf Spannung als auf Charakterentwicklung
legen, sind mir gute Charakterisierungen letztendlich wichtiger.
Spannung bietet auch Feuer und Stein mehr als genug, außerdem
rechne ich es Gabaldon hoch an, dass Claire nicht die übermenschlich
schöne Superheldin ist, vor der alle Männer sofort auf den Knien
liegen, wie das leider zu oft der Fall ist. Trotz der Liebesgeschichte,
die einen wesentlichen Bestandteil der Handlung ausmacht, ist das Buch
alles andere als eine Seifenoper. Die Beziehung zwischen Claire und
Jamie ist umso interessanter, als beide mit ungewohnten Gegebenheiten
zurechtkommen müssen: Claire befindet sich plötzlich in einer Epoche,
in der Frauen nach wie vor mehr oder weniger das Eigentum ihrer
Ehemänner sind, und Jamie sieht sich mit einer Frau konfrontiert, die
wesentlich emanzipierter ist, als es Mitte des 18. Jahrhundert üblich
war. Im Prinzip ist Claire selbst für eine Frau aus den vierziger
Jahren des 20. Jahrhunderts erstaunlich selbständig und selbstsicher.
Ein bisschen von der besonderen Atmosphäre des Buches dürfte in der
deutschen Übersetzung verloren gehen, da die Schotten in ihrem eigenen
Dialekt reden. Allein deshalb lohnt es sich, das Original zu lesen, auch
wenn es vielleicht eine Weile dauert, bis man sich an dieses leicht
fremdartig klingende Englisch gewöhnt hat. Man fühlt sich beim Lesen
irgendwie in die Highlands versetzt und sieht die großartige Kulisse
dabei förmlich vor sich.
Ein Seriendebüt, das neugierig auf die Fortsetzung macht. |