Nachdem Jostein Gaarder mit seinem Buch "Sophies
Welt" so vielen Menschen, unter anderem mir, einen Zugang zur Philosophie
geschaffen hat, griff ich freudig zu, denn wer will eigentlich keinen Einblick
in das Wunder des Lebens haben?
Zumal der Buchdeckel einem „unvergessliche Sätze“
verhieß?
Vorsorglicherweise war nur von Sätzen die Rede, was
nämlich fehlt, ist der Gesamtzusammenhang und der Sinn. Mit Sicherheit hatte
der Autor edle Absichten und einen tollen Entwurf, doch möglicherweise hat er
sowohl den Leser als auch seine eigenen Absichten aus den Augen verloren. Das
Wunder des Lebens bleibt am Ende geheimnisvoll wie eh und je und man wird das
Gefühl nicht los, einen Haufen Zeit blöd vertan zu haben.
Auf einer Fidji-Insel trifft sich ein buntes Häufchen
Evolutionswissenschaftler. Einer davon freundet sich besonders mit einem
jungen, spanischen Pärchen an und schreibt seiner Ex-Frau einen ewig langen
Brief über seine Gedanken und Begebenheiten, die teilweise recht merkwürdig
sind. Aber das Leben selbst ist ja auch merkwürdig, also weiter. Das spanische
Pärchen unterhält sich sehr kryptisch miteinander und gibt Sätze wie diesen von
sich: "Joker bewegt sich in Primatengestalt zwischen den Zuckerelfen. Er
schaut zwei fremde Hände an, fährt mit einer Hand über eine unbekannte Wange,
fasst sich an die Stirn und weiß, dahinter spukt das Rätsel des Ich, das Plasma
der Seele, das Gelee der Erkenntnis." Näher gelangt er an den Kern der
Dinge nicht heran. Er stellt sich vor, er müsse ein transplantiertes Gehirn
sein. Also ist er nicht mehr er selbst."
Diese Sprüche stammen aus einem
jahrhundertealten Kartenspiel, dem immer wieder ein Zwerg entspringt, der durch
die Jahrhunderte geistert und teilweise die Zukunft vorweg nimmt. Bei einer
Begegnung mit diesem Zwerg stirbt die schöne Spanierin, aber in Wirklichkeit
ist sie nicht tot, sondern bekommt stattdessen ein Kind. An dem Punkt komme ich
zum Schluss, dass entweder mit dem Autor oder mit mir etwas gar nicht stimmt.
Leider verfestigte sich der Eindruck, dass der Autor sich übernommen hatte und
nicht in der Lage war, das rüberzubringen, was er sagen wollte. Man steht als
Leser schließlich mit lauter losen Enden da.
Dennoch: ein paar Sätze von eindringlicher Schönheit sind
es wert, dass man über sie nachdenkt, wie z. B.: "Wer konnte sich über das
kosmische Feuerwerk freuen, solange die Bankreihen des Himmelsraums nur von Eis
und Feuer besetzt waren? Wer konnte erraten, dass die erste kühne Amphibie
nicht nur einen kleinen Schritt ans Ufer kriechen, sondern einen großen Schritt
weiter auf dem langen Weg zum stolzen Überblick des Primaten über den Anfang
dieses Weges machen würde? Der Applaus für den Urknall setzte erst fünfzehn
Milliarden Jahre später ein".
Falls Sie das Buch verstanden haben, würde ich mich über
eine E-Mail freuen. Das Thema ist es allemal wert, dass man sich damit
auseinander setzt.
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