Jostein Gaarder

Maya oder das Wunder des Lebens

Hanser, 2000

Helgas Meinung

Aua!

Nachdem Jostein Gaarder mit seinem Buch "Sophies Welt" so vielen Menschen, unter anderem mir, einen Zugang zur Philosophie geschaffen hat, griff ich freudig zu, denn wer will eigentlich keinen Einblick in das Wunder des Lebens haben?

Zumal der Buchdeckel einem „unvergessliche Sätze“ verhieß?

Vorsorglicherweise war nur von Sätzen die Rede, was nämlich fehlt, ist der Gesamtzusammenhang und der Sinn. Mit Sicherheit hatte der Autor edle Absichten und einen tollen Entwurf, doch möglicherweise hat er sowohl den Leser als auch seine eigenen Absichten aus den Augen verloren. Das Wunder des Lebens bleibt am Ende geheimnisvoll wie eh und je und man wird das Gefühl nicht los, einen Haufen Zeit blöd vertan zu haben.

Auf einer Fidji-Insel trifft sich ein buntes Häufchen Evolutionswissenschaftler. Einer davon freundet sich besonders mit einem jungen, spanischen Pärchen an und schreibt seiner Ex-Frau einen ewig langen Brief über seine Gedanken und Begebenheiten, die teilweise recht merkwürdig sind. Aber das Leben selbst ist ja auch merkwürdig, also weiter. Das spanische Pärchen unterhält sich sehr kryptisch miteinander und gibt Sätze wie diesen von sich: "Joker bewegt sich in Primatengestalt zwischen den Zuckerelfen. Er schaut zwei fremde Hände an, fährt mit einer Hand über eine unbekannte Wange, fasst sich an die Stirn und weiß, dahinter spukt das Rätsel des Ich, das Plasma der Seele, das Gelee der Erkenntnis." Näher gelangt er an den Kern der Dinge nicht heran. Er stellt sich vor, er müsse ein transplantiertes Gehirn sein. Also ist er nicht mehr er selbst."

Diese Sprüche stammen aus einem jahrhundertealten Kartenspiel, dem immer wieder ein Zwerg entspringt, der durch die Jahrhunderte geistert und teilweise die Zukunft vorweg nimmt. Bei einer Begegnung mit diesem Zwerg stirbt die schöne Spanierin, aber in Wirklichkeit ist sie nicht tot, sondern bekommt stattdessen ein Kind. An dem Punkt komme ich zum Schluss, dass entweder mit dem Autor oder mit mir etwas gar nicht stimmt. Leider verfestigte sich der Eindruck, dass der Autor sich übernommen hatte und nicht in der Lage war, das rüberzubringen, was er sagen wollte. Man steht als Leser schließlich mit lauter losen Enden da.

Dennoch: ein paar Sätze von eindringlicher Schönheit sind es wert, dass man über sie nachdenkt, wie z. B.: "Wer konnte sich über das kosmische Feuerwerk freuen, solange die Bankreihen des Himmelsraums nur von Eis und Feuer besetzt waren? Wer konnte erraten, dass die erste kühne Amphibie nicht nur einen kleinen Schritt ans Ufer kriechen, sondern einen großen Schritt weiter auf dem langen Weg zum stolzen Überblick des Primaten über den Anfang dieses Weges machen würde? Der Applaus für den Urknall setzte erst fünfzehn Milliarden Jahre später ein".

Falls Sie das Buch verstanden haben, würde ich mich über eine E-Mail freuen. Das Thema ist es allemal wert, dass man sich damit auseinander setzt.

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Zuletzt aktualisiert am: Sonntag, 03. September 2006

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