Christina Hachfeld-Tapukai

Mit der Liebe einer Löwin

Ehrenwirth 2004

Helgas Meinung

Afrika hat literarisch Hochkonjunktur, und auch hier springt eine Autorin auf den Trend an und beschreibt ihr Leben als Frau eines Samburu-Kriegers. Hier handelt es sich jedoch nicht um eine europäische Waschläppin, sondern um eine Frau, die sich durchgebissen hat, die immer noch mit ihrem Mann in der afrikanischen Wildnis lebt. Eine Erfolgsstory, will uns dieses Buch glauben lassen.

Die Beschreibung des Lebens im Busch ist sehr interessant, weil die Autorin die Stammessprache spricht und somit in der Lage ist, das Werte- und Glaubenssystem der Samburu darzustellen, was ich faszinierend fand. Was mir weniger gefallen hat, war der Zwang, das Leben unter den "Wilden" als einen paradiesischen Zustand darzustellen. Denn das Leben im Busch ist hart. Verdammt hart. Eigentlich unerträglich hart für jemanden, der noch eine andere Perspektive hat. Zwar geht die Autorin auf prekäre Zustände wie die große Dürre ein, doch da, wo sich unsereins wirklich der Magen umdrehen könnte, wird schnell eine Ladung Weichzeichner draufgekippt, damit das romantische Bild der Wildnis keine Risse bekommt.

Und was noch viel schlimmer ist, ist die Liebe. Schon allein der Titel ist fast ein Grund, das Buch wieder ins Regal zu stellen. Schön, dass die Autorin ihren Mann liebt. Aber die Adjektive "glücklich", "sehr glücklich" und "selig" häufen sich in unseligem Maße.

Die Kunst besteht darin, den Zuckerguss ein Stück weit abzukratzen und zwischen den Zeilen zu lesen. Dann wird man belohnt, denn mir ist keine Autorin bekannt, die sich derartig tief und kompromisslos auf eine fremde Kultur eingelassen hätte.

Die Autorin hat sehr viel Leid erfahren müssen, das sie nicht verschweigt. Das wird jedoch nur ganz knapp kommentiert. Die erfreulichen Situationen hingegen werden schwärmerisch ausgewalzt. Ich finde das bedauerlich. Eine ehrlichere Erzählweise wäre dem Buch gut bekommen. Aber vielleicht ist das alles Kalkül, weil man gleich die Leute miterschlagen möchte, die an die große, immerwährende Liebe glauben. Vielleicht wird aber am Ende keine Zielgruppe richtig bedient.

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Zuletzt aktualisiert am: Sonntag, 13. August 2006

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