Ralf Isau

Die Galerie der Lügen

Oder: Der unachtsame Schläfer

Monikas Meinung

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Ehrenwirth 2005

Die Galerie der Lügen beginnt wie ein konventioneller Kriminalroman: Ein Wachmann im Pariser Louvre kommt bei einem Bombenanschlag ums Leben, dabei wird die Statue eines Hermaphroditen zerstört. Auch der Attentäter stirbt. Die britische Journalistin Alex Daniels, die gerade einen Preis für einen Artikel erhalten hat, in dem sie die Entstehung des Lebens aus unbelebter Materie als Lüge entlarvt, wird nach der Preisverleihung verhaftet, denn am Tatort in Paris wurden ihre Fingerabdrücke gefunden.

Wenig später wird in einem Londoner Museum René Magrittes Gemälde "Der unachtsame Schläfer" gestohlen. Alex erklärt Darwin Shaw, dem Versicherungsagenten der geschädigten Gesellschaft, die in dem Gemälde enthaltene Symbolik und warum sie glaubt, dass noch mehr Kunstwerke verschwinden werden. Dahinter steckt ihrer Meinung nach ein genialer Täter, der mit den Diebstählen eine Botschaft vermitteln will, nämlich, dass hinter der Entstehung des Lebens ein "intelligenter Schöpfer" steht. Alex' Prophezeiung erweist sich als richtig, mehr Meisterwerke werden gestohlen, sodass schließlich festzustehen scheint, dass sie nichts mit den Diebstählen zu tun haben kann. Zusammen mit Darwin macht sie sich auf die Suche nach dem Täter, den sie das "Hirn" nennt, und kommt dabei ihrer eigenen geheimnisvollen Herkunft auf die Spur.

Die Galerie der Lügen ist ein ausgesprochen ambitioniertes Buch mit einer wesentlich komplexeren Handlung, als es auf den ersten Blick den Anschein hat. Funktioniert sie auch? - Ja und nein. Die Mischung aus Science-Fiction und Kriminalroman ist durchaus gelungen, auch die beiden Hauptfiguren haben genügend Facetten, um als Leser mit ihnen zu empfinden. Dass der Roman trotzdem nicht auf allen Ebenen brillant ist, liegt meiner Ansicht nach daran, dass die Dialoge oft in philosophische Diskurse (um nicht zu sagen Predigten) ausarten. Natürlich ist es schwierig, komplexe Zusammenhänge zu vermitteln, ohne dass der Leser den Eindruck gewinnt, hier produziere sich vor allem der Autor. Es ist in jedem Fall geschickter, dies zwei Figuren mit gegensätzlichen Weltanschauungen tun zu lassen. Zwischendurch will man jedoch manchmal einfach nur wissen, was als Nächstes passiert und nicht erst durch ein weiteres halbes Kapitel Fragen und Antworten waten müssen.

Das Reizwort "Intelligent Design", das Konzept des intelligenten Designers, dem Erschaffer des Universums (als Gegensatz zur darwinschen Evolutionslehre) hat in letzter Zeit für einige Kontroversen gesorgt. Man mag dazu stehen, wie man will (und ich bin keiner Anhänger dieses Konzepts), es bietet in jedem Fall genug Zündstoff für eine interessante Lektüre. Darüber hinaus ist Isaus Buch vor allem ein Plädoyer für die gegenseitige Toleranz unterschiedlicher Weltanschauungen, das zum Nachdenken anregen soll, eine Aufforderung, Anschauungen (gleich welcher Couleur) nicht unkritisch einfach zu übernehmen.

Es ist nicht der beste Roman, den ich 2005 gelesen haben, aber definitiv einer der interessantesten.

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Zuletzt aktualisiert am: Samstag, 12. August 2006

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