Die Galerie der Lügen beginnt wie ein
konventioneller Kriminalroman: Ein Wachmann im Pariser Louvre kommt
bei einem Bombenanschlag ums Leben, dabei wird die Statue eines
Hermaphroditen zerstört. Auch der Attentäter stirbt. Die britische
Journalistin Alex Daniels, die gerade einen Preis für einen Artikel
erhalten hat, in dem sie die Entstehung des Lebens aus unbelebter
Materie als Lüge entlarvt, wird nach der Preisverleihung verhaftet,
denn am Tatort in Paris wurden ihre Fingerabdrücke gefunden.
Wenig später wird in einem Londoner Museum René
Magrittes Gemälde "Der unachtsame Schläfer" gestohlen. Alex erklärt
Darwin Shaw, dem Versicherungsagenten der geschädigten Gesellschaft,
die in dem Gemälde enthaltene Symbolik und warum sie glaubt, dass
noch mehr Kunstwerke verschwinden werden. Dahinter steckt ihrer
Meinung nach ein genialer Täter, der mit den Diebstählen eine
Botschaft vermitteln will, nämlich, dass hinter der Entstehung des
Lebens ein "intelligenter Schöpfer" steht. Alex' Prophezeiung
erweist sich als richtig, mehr Meisterwerke werden gestohlen, sodass
schließlich festzustehen scheint, dass sie nichts mit den
Diebstählen zu tun haben kann. Zusammen mit Darwin macht sie sich
auf die Suche nach dem Täter, den sie das "Hirn" nennt, und kommt
dabei ihrer eigenen geheimnisvollen Herkunft auf die Spur.
Die Galerie der Lügen ist ein ausgesprochen
ambitioniertes Buch mit einer wesentlich komplexeren Handlung, als
es auf den ersten Blick den Anschein hat. Funktioniert sie auch? -
Ja und nein. Die Mischung aus Science-Fiction und Kriminalroman ist
durchaus gelungen, auch die beiden Hauptfiguren haben genügend
Facetten, um als Leser mit ihnen zu empfinden. Dass der Roman
trotzdem nicht auf allen Ebenen brillant ist, liegt meiner Ansicht
nach daran, dass die Dialoge oft in philosophische Diskurse (um
nicht zu sagen Predigten) ausarten. Natürlich ist es schwierig,
komplexe Zusammenhänge zu vermitteln, ohne dass der Leser den
Eindruck gewinnt, hier produziere sich vor allem der Autor. Es ist
in jedem Fall geschickter, dies zwei Figuren mit gegensätzlichen
Weltanschauungen tun zu lassen. Zwischendurch will man jedoch
manchmal einfach nur wissen, was als Nächstes passiert und nicht
erst durch ein weiteres halbes Kapitel Fragen und Antworten waten
müssen.
Das Reizwort "Intelligent Design", das Konzept des
intelligenten Designers, dem Erschaffer des Universums (als
Gegensatz zur darwinschen Evolutionslehre) hat in letzter Zeit für
einige Kontroversen gesorgt. Man mag dazu stehen, wie man will (und
ich bin keiner Anhänger dieses Konzepts), es bietet in jedem Fall
genug Zündstoff für eine interessante Lektüre. Darüber hinaus ist
Isaus Buch vor allem ein Plädoyer für die gegenseitige Toleranz
unterschiedlicher Weltanschauungen, das zum Nachdenken anregen soll,
eine Aufforderung, Anschauungen (gleich welcher Couleur) nicht
unkritisch einfach zu übernehmen.
Es ist nicht der beste Roman, den ich 2005 gelesen
haben, aber definitiv einer der interessantesten. |