Jean-Christophe Grangé

Les Rivières Pourpres

Die purpurnen Flüsse

Ehrenwirth, München 1998

Diese Kritik bezieht sich auf die französische Originalausgabe.

Monikas Meinung

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In dem malerischen Städtchen Guernon in der Nähe von Grenoble wird die grässlich verstümmelte Leiche des Bibliothekars der kleinen Universität gefunden, im südwestfranzösischen Sarzac wird in eine Schule und in das Grab eines vor zehn Jahren gestorbenen kleinen Jungen eingebrochen. Die drei Fälle scheinen nicht das Geringste miteinander zu tun zu haben, aber die Spur führt die Polizei von Sarzac schließlich nach Guernon, wo in der Zwischenzeit zwei weitere Morde geschehen sind.

Zuständig für die Fälle in Sarzac ist Karim Abdouf, der arabische Polizist aus Paris, der seine Versetzung in die tiefste französische Provinz noch immer nicht ganz verkraftet hat. Er hat seine eigenen Ermittlungsmethoden, die zwar nicht immer ganz legal, aber dafür recht effektiv sind. Seine kriminelle Vergangenheit als Autoknacker in der Metropole Paris ist ihm auch diesmal von Nutzen. Auch der Kollege, der ihn in Guernon erwartet, ist nicht unbedingt das, was man sich unter der Polizei als dein Freund und Helfer im Allgemeinen vorstellt. Er hat, kurz bevor er nach Guernon abgeordnet wurde, einen britischen Hooligan krankenhausreif geschlagen, was ihm nicht gerade die Sympathie der Öffentlichkeit eingetragen hat. Die Ermittlung im Fall der Morde von Guernon kommt gerade recht, um in der Hauptstadt Gras über diese Affäre wachsen zu lassen. Ebenso wie Karim steht er zunächst vor einem Rätsel: Was haben die drei Mordopfer, ein Bibliothekar, ein halber Analphabet und ein Augenarzt gemeinsam? Für die Einbrüche in Sarzac scheint ebenfalls jedes Motiv zu fehlen, verschwanden doch jedes Mal nur ein paar uninteressante Fotos wie z.B. die Klassenfotos aus den Jahren 1981 und 1982...

Die purpurnen Flüsse ist ein Titel, der den Leser nicht gerade von Anfang an auf die richtige Spur bringt. Eigentlich konnte ich mir zunächst rein gar nichts darunter vorstellen, allerdings bin ich auch nicht gerade eine Weltmeisterin im Rätselraten. Grangés Krimi ist nämlich eines jener Bücher, bei dem man ganz offensichtlich aufgefordert wird mitzuraten, die Auflösung wird erst im letzten Kapitel präsentiert. Wobei wir auch schon beim Schwachpunkt des Buches wären: So spannend die Lektüre ist, der Schluss erscheint letztendlich doch arg konstruiert, so als hätte der Autor nach 400 Seiten endlich zu einem Ende finden müssen. Eigentlich schade, denn der Rest ist absolut kein Durchschnittskrimi, bei dem man die nächste Wende in der Handlung schon Seiten vorher erahnt. Die zunächst verwirrend erscheinenden Handlungsstränge laufen schließlich zu einem Knoten zusammen, der keine Fragen offen lässt. Die Spannung wird von Anfang an kontinuierlich aufgebaut und löst sich in einem Showdown, der kaum zu wünschen übrig ließe, wenn die Auflösung nicht so hanebüchen erscheinen würde.

Reizvoll sind die Schauplätze der Handlung: Die kleine Stadt Guernon mit ihrer malerischen Umgebung und das Städtchen Sarzac im "unterentwickelten" Südwesten Frankreichs, beide Sinnbild für französische Kleinbürgerlichkeit. Umso größer ist der Kontrast zu den beiden Polizeibeamten aus der Hauptstadt, die mit ihren unkonventionellen Methoden nicht überall auf Gegenliebe stoßen. Die Atmosphäre ist dicht, wenn auch anders als bei einer Pariser Geschichte, was dem Buch seinen besonderen Charme verleiht. Trotz der erwähnten Schwächen ist es empfehlenswert und dürfte so manchem eine schlaflose Nacht bereiten, da man es nur schwer aus der Hand legen kann.

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Zuletzt aktualisiert am: Samstag, 12. August 2006

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