Mit The Fiery Cross legt Diana Gabaldon den fünften, nicht
weniger umfänglichen Band der Highland-Saga vor, und ein Ende ist noch
nicht abzusehen. Warum die Serie in Deutschland als
"Highland-Saga" vermarktet wird, ist mir jedoch nach wie vor
ein Rätsel, spielt doch lediglich Band 1 tatsächlich in den
schottischen Highlands. Im dritten Teil, Ferne Ufer, kehren Jamie
und Claire bekanntlich der Alten Welt den Rücken und machen sich auf in
Claires alte Wahlheimat Nordamerika, wo auch ihre Tochter Brianna
aufgewachsen ist. Inzwischen haben sie sich in ihrem Haus in North
Carolina eingerichtet, wo sich immer mehr von Jamies alten Freunden aus
Ardsmuir zu ihnen gesellt haben. Auch die Familie hat mit Brianna und
Roger, die ihrerseits den gefährlichen Weg durch den Steinkreis
gewählt haben, Zuwachs bekommen.
The Fiery Cross spielt in den Jahren 1770 bis 1772 - einer
unruhigen Zeit auf dem nordamerikanischen Kontinent. Auch die Frasers
und MacKenzies bleiben von den politischen Wirren nicht verschont und
müssen ihren Beitrag leisten, was mitunter Anlass zu dramatischen
Situationen gibt. Im Großen und Ganzen beschreibt Gabaldon jedoch das
tägliche Leben in jener Zeit, das aber immer wieder von mehr oder
weniger dramatischen Episoden unterbrochen wird.
Der größte Teil der
ca. 1000 Seiten besteht aus Szenen des Alltagslebens, einen
durchgehenden Handlungsfaden habe ich in diesem Band weitgehend
vermisst, was mich aber nicht weiter gestört hat. Man kann sich Zeit
lassen beim Lesen und Gabaldons Stil - falls er einem gefällt -
genießen. Es geht mehr noch als in den anderen Büchern um die
Beziehungen der einzelnen Figuren zueinander, um die Konflikte des
täglichen Zusammenlebens, die durch die Tatsache erschwert werden, dass
hier die Mentalitäten des 18. und des 20. Jahrhunderts
aufeinanderprallen, und zwar mehr noch als in den vorigen Bänden, da
Brianna und Roger hinzugekommen sind, die nicht unbedingt bereit sind,
Jamie mit Claires Augen zu sehen. Brianna, die durch und durch eine Frau
des 20. Jahrhunderts ist, die ihr Leben selbst bestimmen will, hat
mitunter wenig Verständnis für Jamies Auffassung von den Pflichten
eines Vaters, und Roger hat des öfteren das Gefühl, dass sein
Gelehrtentum wenig Eindruck auf Jamie macht, der in einer Zeit
aufgewachsen ist, in der Bildung weniger wichtig ist als die Fähigkeit,
sich mit Schwert und Fäusten durchzusetzen. Dazu kommt noch die nach
wie vor ungeklärte Vaterschaft von Briannas Sohn Jemmy, was in Roger
immer wieder zwiespältige Gefühle auslöst.
Man könnte zusammenfassend sagen, dass The Fiery Cross im
Wesentlichen ein Buch über Väter ist, genauer gesagt über die
Beziehungen zwischen Vätern und Töchtern und Vätern und Söhnen im
weitesten Sinne (Schwiegersöhne, Stiefsöhne, Adoptivsöhne). Die Art,
wie die Autorin das Thema behandelt, hat mir persönlich gut gefallen.
Sie hat es wieder einmal geschafft, ihre Charaktere lebendig und
realistisch wirken zu lassen und vermieden, jemals ins Kitschige
abzugleiten. Ich werde deshalb ganz sicher auch den nächsten Band
lesen. |