Kate Millholland ist eine der wenigen Anwältinnen, die sich in die
Männerdomäne der Unternehmensfusionen und Firmenübernahmen vorgewagt
haben. Ihr neuester Fall berührt sie auch persönlich, denn Stephen
Azorini, der ihre Kanzlei damit beauftragt, eine feindliche Übernahme
seiner Pharmafirma durch den Neureichen Edgar Eichel abzuwehren, ist ein
langjähriger Freund von ihr. Stephens Nichte Gretchen stirbt unter
mysteriösen Umständen, die mit der Übernahme in Zusammenhang zu
stehen scheinen. Anstatt ihrer üblichen Arbeit nachzugehen, sieht Kate
sich gezwungen, in einem Mordfall zu ermitteln, was sich als äußerst
gefährlich erweist.
Es mag manchem sterbenslangweilig erscheinen, aber ich finde Krimis,
die in der Welt der Hochfinanz angesiedelt sind, ungeheuer spannend -
wenn sie gut geschrieben sind. Das kann man von Gini Hartzmarks
Erstlingswerk BITTERSÜSSE PILLEN leider nicht ohne Einschränkung
sagen. Ich war etwas enttäuscht, als ihre Heldin sich bald nur noch den
Mordermittlungen widmete und kaum noch mit dem Wirtschaftskrimi in
Berührung kam, vor allem, da sie einen Teil der Ermittlungen auch noch
dem Privatdetektiv Elliott Abelman übertrug und man von dessen Arbeit
kaum etwas mitbekam. Hartzmark hat sich eine recht interessante
Mordmethode einfallen lassen, aber ich mochte irgendwie nicht so recht
glauben, dass ihre Detektive tatsächlich darauf hätten kommen können.
Zu ungeschickt stellte sich Kate Millholland meist an, und wenn ich
gemeinsam mit ihr Hinweise entdecke und sie mehrere Kapitel lang nicht
die richtigen Schlüsse daraus zieht, verliere ich schon die Geduld mit
ihr. Ich hoffe auch, dass Hartzmark die arme Frau in ihren nächsten
Büchern mal das Haus verlassen lässt, ohne dass sie durchnässt oder
ihre Kleidung auf andere Weise ruiniert wird. Kate Millholland mag in
den Gerichts- und Ballsälen von Chicago zu Hause sein, aber wenn sie
öfter in Ferragamo-Pumps loszieht, obwohl sie weiß, dass sie in der
Wildnis auf Spurensuche geht, schadet das ihrer Glaubwürdigkeit.
Bei diesem ersten Versuch sind Hartzmark die Figuren, die Kate
Millholland umgeben, noch reichlich klischeehaft geraten. Die Anwälte
sind Haie, die Mafiosi sind rücksichtslos und brutal, Kates Eltern sind
so herzlos, wie man sich Gesellschaftslöwen vorstellt, und ihre
Schwester ist der klassische depressive nabelschauende Teenager. Das
Ganze war aber doch interessant genug, um noch ein weiteres Buch von ihr
zu versuchen. Vielleicht gelingt es ihr ja noch, ihren Figuren Leben
einzuhauchen. |