Spätestens seit Klonschaf Dolly ist das Klonen ein medienwirksames Thema, das die
Gemüter erregt und so manchen Romanschreiber dazu inspiriert hat, zur Feder oder besser
zur Computertastatur zu greifen. So auch Ken Follett, der sich vor allem durch Bücher wie
Die Nadel, Die Säulen der Erde und Die Pfeiler der
Macht einen Namen gemacht hat.
Die Handlung von DER DRITTE ZWILLING konzentriert sich auf eine große amerikanische
Universität, an der die Wissenschaftlerin Jeannie Ferrami genetische Studien an eineiigen
Zwillingen betreibt, die getrennt voneinander aufgewachsen sind. Sie ist vor allem an
solchen Zwillingspaaren interessiert, von denen der eine kriminell ist, der andere jedoch
nicht, und untersucht, ob Kriminalität in den Genen verankert sein könnte und vererbt
werden kann. Eine ihrer Testpersonen gerät in Verdacht, auf dem Universitätsgelände
ihre beste Freundin vergewaltigt und Feuer in der Sporthalle gelegt zu haben. Da sie
aufgrund des Persönlichkeitsprofils, das sie von dem jungen Mann erstellt hat, nicht an
seine Schuld glauben kann, beschließt sie, der Sache auf eigene Faust auf den Grund zu
gehen. Ihre Nachforschungen führen sie auf die Spur mysteriöser Begebenheiten, die
vermuten lassen, daß es noch einen dritten Zwilling geben könnte, der die Verbrechen
begangen hat.
DER DRITTE ZWILLING ist eine seltsame, nicht immer ganz gelungene Mischung aus Science
Fiction und Krimi. Die Tatsache, dass schon vor gut zwanzig Jahren versucht worden sein
soll, erfolgreich Menschen zu klonen, wirkt doch etwas unglaubwürdig, auch wenn es als
streng geheimes, militärisches Projekt präsentiert wird. Zwillingsforschung hat für
viele Leute etwas Faszinierendes, vor allem die Frage danach, ob zwei genetisch identische
Menschen auch zwangsweise dasselbe Verhalten bzw. denselben Charakter entwickeln müssen.
Von dieser Warte aus betrachtet bietet die Geschichte durchaus einige interessante
Aspekte.
Man fragt sich indessen, ob es Absicht ist, dem Leser den Eindruck zu vermitteln, dass
er die Vorlage für ein Drehbuch liest. Ich weiß, dass ich diesen Vorwurf schon mehr als
einmal erhoben habe, aber es ist einfach zu offensichtlich. Die Geschichte ist zu
geradlinig und scheint darauf ausgelegt zu sein, einen Film daraus zu machen, was
inzwischen auch passiert ist. Allerdings ist kein Kinofilm daraus geworden, sondern ein
TV-Zweiteiler.
Das Buch eignet sich für eine kurzweilige Lektüre zwischendurch, da es relativ
spannend und sehr leicht zu lesen ist. Obwohl die Geschichte (relativ) vorhersehbar ist,
wird genügend Spannung aufgebaut, um den Leser bei der Stange zu halten. Mehr sollte man
jedoch nicht erwarten. Wer tiefe Einsichten in die Gefahren der Gentechnik sucht, wird
enttäuscht werden, wer jedoch lediglich ein paar unterhaltsame Lesestunden mit einem
Krimi verbringen will, wird eventuell zufrieden sein mit der Geschichte, die DER DRITTE
ZWILLING zu bieten hat. Insgesamt handelt es sich jedoch um einen Durchschnittsroman, wenn
auch um guten Durchschnitt.
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