Gregor Eisenhauer

Der Stein der Weisen

Eichborn 1999

Monikas Meinung

Der Stein der Weisen ist eine legendäre Substanz, der von den Alchemisten vielerlei Eigenschaften zugeschrieben wurden: Blutrot soll er sein, ewiges Leben verleihen und unedle Metalle in Gold verwandeln. Jahrhunderte lang wurde in den europäischen Alchemistenküchen nach ihm geforscht, doch ohne Erfolg. Eines Tages taucht bei einer renommierten Zeitung ein junger Mann auf, der nicht nur felsenfest behauptet, der Stein existiere wirklich, sondern auch, dass er ihn für ein entsprechendes Honorar herbeischaffen könne.

So weit, so gut. Gregor Eisenhauer hatte hier eine faszinierende Idee für eine Geschichte, doch leider hält das Buch in keiner Weise, was es am Anfang verspricht. Der 400 Seiten starke Roman hätte sich mit Leichtigkeit auf eine Kurzgeschichte reduzieren lassen, wenn der Autor sich auf die für die Geschichte relevanten Elemente beschränkt hätte. Und die wäre vielleicht sogar lesbar gewesen. Die Ermittlungen nach dem Stein verlaufen sehr bald im Sande, und der Leser erfährt eine Menge irrelevante Details über das (völlig uninteressante) Leben der Hauptfiguren, die nebenbei gesagt so flach gezeichnet sind, dass ich Mühe hatte, sie auseinander zu halten. Wahrscheinlich hätte ich mir beim Lesen Notizen machen sollen, um sie nicht ständig zu verwechseln.

Der rote Faden der Geschichte verliert sich bereits irgendwo auf den ersten hundert Seiten, aber da hatte ich immer noch die Hoffnung, es würde vielleicht doch noch etwas passieren – leider trog diese Hoffnung, wie ich zum Schluss feststellen musste. Die Auflösung war genauso unbefriedigend wie der Rest des Buches.

Eisenhauers Stil ist ebenfalls etwas gewöhnungsbedürftig, um es einmal so vorsichtig auszudrücken; die gewollt schnoddrige Ausdrucksweise fing irgendwann an, mich zu nerven, ich verstehe nicht ganz, warum Autoren sich genötigt fühlen, so zu schreiben. Was diesen Roman ziemlich unlesbar macht, ist jedoch nicht die Sprache (den Stil würde ich eher als Geschmacksache bezeichnen), sondern das Fehlen einer (kohärenten) Geschichte. Ein Musterbeispiel dafür, wie man eine gute Idee mit Bravour in den Sand setzen kann.

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Zuletzt aktualisiert am: Donnerstag, 15. Juni 2006

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