Der Stein der Weisen ist eine legendäre Substanz,
der von den Alchemisten vielerlei Eigenschaften zugeschrieben
wurden: Blutrot soll er sein, ewiges Leben verleihen und unedle
Metalle in Gold verwandeln. Jahrhunderte lang wurde in den
europäischen Alchemistenküchen nach ihm geforscht, doch ohne Erfolg.
Eines Tages taucht bei einer renommierten Zeitung ein junger Mann
auf, der nicht nur felsenfest behauptet, der Stein existiere
wirklich, sondern auch, dass er ihn für ein entsprechendes Honorar
herbeischaffen könne.
So weit, so gut. Gregor Eisenhauer hatte
hier eine faszinierende Idee für eine Geschichte, doch leider hält
das Buch in keiner Weise, was es am Anfang verspricht. Der 400
Seiten starke Roman hätte sich mit Leichtigkeit auf eine
Kurzgeschichte reduzieren lassen, wenn der Autor sich auf die für
die Geschichte relevanten Elemente beschränkt hätte. Und die wäre
vielleicht sogar lesbar gewesen. Die Ermittlungen nach dem Stein
verlaufen sehr bald im Sande, und der Leser erfährt eine Menge
irrelevante Details über das (völlig uninteressante) Leben der
Hauptfiguren, die nebenbei gesagt so flach gezeichnet sind, dass ich
Mühe hatte, sie auseinander zu halten. Wahrscheinlich hätte ich mir
beim Lesen Notizen machen sollen, um sie nicht ständig zu
verwechseln.
Der rote Faden der Geschichte verliert sich bereits irgendwo auf
den ersten hundert Seiten, aber da hatte ich immer noch die
Hoffnung, es würde vielleicht doch noch etwas passieren – leider
trog diese Hoffnung, wie ich zum Schluss feststellen musste. Die
Auflösung war genauso unbefriedigend wie der Rest des Buches.
Eisenhauers Stil ist ebenfalls etwas gewöhnungsbedürftig, um es
einmal so vorsichtig auszudrücken; die gewollt schnoddrige
Ausdrucksweise fing irgendwann an, mich zu nerven, ich verstehe
nicht ganz, warum Autoren sich genötigt fühlen, so zu schreiben. Was
diesen Roman ziemlich unlesbar macht, ist jedoch nicht die Sprache
(den Stil würde ich eher als Geschmacksache bezeichnen), sondern das
Fehlen einer (kohärenten) Geschichte. Ein Musterbeispiel dafür, wie
man eine gute Idee mit Bravour in den Sand setzen kann. |