In der Mitte des 21. Jahrhunderts ist es möglich, virtuelle Kopien
von Menschen anzufertigen und in einen Computer einzuspeisen, wo sie
fortan ihr eigenes Leben führen. Sie teilen mit dem
"Original" alle Erinnerungen bis zum Zeitpunkt des Downloads,
danach trennen sich ihre Wege. Die Sache hat nur einen Haken: Die
Leistung der verfügbaren Prozessoren ist nicht groß genug, um die
Simulationen in Echtzeit laufen zu lassen, die virtuelle Zeit bleibt
daher weit hinter der realen Zeit zurück. Trotzdem stellt es für
einige Leute ein verlockendes Angebot dar, auf diese Weise eine Art
Unsterblichkeit zu erlangen. So auch für die Programmiererin Maria
Deluca, die ihre Mutter gern scannen lassen möchte, weil diese
unheilbar an Krebs erkrankt ist. Aber die Anfertigung von Kopien ist
teuer, und Maria leidet notorisch unter Geldmangel, da es nicht leicht
ist, gut bezahlte Jobs zu finden. In dieser Situation lernt sie Paul
Durham kennen, der ihr einen seltsamen Vorschlag unterbreitet...
Greg Egans Vision von einer Zukunft im Cyberspace ist zugleich
erschreckend und faszinierend. Wenn man sieht, wie rasend schnell die
Entwicklung auf dem Computersektor vorangeschritten ist, seit das Buch
geschrieben wurde, fragt man sich wirklich, wohin diese immer mächtiger
werdende Technologie uns noch führen wird. Ist die Vorstellung, die
Realität im Computer zu simulieren, tatsächlich so utopisch, wie sie
heute vielleicht noch anmutet? Warten wir es ab, was das kommende
Jahrzehnt uns bringen wird. Die vollständige Realisierung dieser
hundertprozentig virtuellen Welt schiebt Egan einige Jahrtausende in die
Zukunft, wir haben also noch etwas Zeit, um uns darauf vorzubereiten,
irgendwann unsterblich zu sein.
Interessant sind an Cyber City vor allem die dort
präsentierten Ideen, die Charaktere bleiben eher flach und
uninteressant und tragen wenig zur Faszination des Lesers bei. Sie sind
nur das nackte Gerüst, das benötigt wird, um eine Geschichte aus
diesen Zukunftsvisionen zu machen, die einer breiteren Leserschaft
zugänglich ist. Wer sich nicht daran stört, wird in diesem Buch viele
Denkanstöße finden und den Ausflug in eine völlig fremdartige Welt
genießen. |