Die Evolution schreitet stetig voran, auch wenn ein Menschenleben
meist zu kurz ist, um etwas davon zu bemerken, genauso wenig wie wir im
täglichen Leben bemerken, dass das Gesicht der Erde sich durch die
Verschiebung der Kontinente ständig verändert. Erdbeben und Vulkane
sind die sichtbaren Anzeichen dafür, doch was diese Kräfte
tatsächlich bewirken können, wird erst einige Millionen Jahre später
sichtbar. Wer weiß schon, dass der afrikanische Kontinent entlang des
ostafrikanischen Rift Valleys im Begriff steht zu zerbrechen und dass
dort in ein paar Millionen Jahren ein neuer Ozean entstanden sein wird?
Dougal Dixon beschreibt in seinem Buch die Erde, wie sie in 50
Millionen Jahren aussehen könnte, nachdem die Natur sich von den
katastrophalen Auswirkungen erholt haben wird, die entstanden sind, als
eine einzige Spezies ein nie zuvor da gewesenes Artensterben ausgelöst
hat, bevor sie schließlich selbst wieder von der Bühne der Evolution
verschwand: der Homo sapiens sapiens.
Die Erde hat im Lauf ihrer
4,5 Milliarden Jahre währenden Geschichte fünf große Artensterben
erlebt, von denen sie sich immer wieder erholt hat. Sie wird sich auch
vom sechsten, nach Auffassung vieler moderner Wissenschaftler vermutlich
größten Artensterben erholen, das der Mensch verschuldet hat,
doch danach wird nichts mehr so sein, wie wir es kennen. Neue Tier- und
Pflanzenarten, die an die veränderten Umweltbedingungen angepasst sind,
werden sich entwickeln, das kurze Gastspiel intelligenten Lebens auf der
Erde wird sich nicht wiederholen. Wie schon Stephen Jay Gould in seinem
Buch Zufall Mensch: Das Wunder des Lebens als Spiel der Natur
geschrieben hat, unterliegt die Evolution dem Zufall, und würde man den
Film des Lebens zurückspulen und erneut abspielen, wäre das
Endergebnis mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit ein ganz anderes und
würde nicht zwangsläufig zum Menschen führen.
Der besondere Reiz von After Man besteht sicherlich in den
wunderschönen Illustrationen, die von verschiedenen Künstlern stammen
und der Fantasie der Leser auf die Sprünge helfen. Da das Buch
ursprünglich bereits Anfang der achtziger Jahre erschienen ist, handelt
es sich dabei noch nicht um die heute vielfach üblichen
Computergrafiken. Die dargestellten Kreaturen mögen zwar wie
Sciencefiction anmuten, doch wenn man einige der Tiere und Pflanzen
betrachtet, die diesen Planeten bereits bevölkert haben, sollte man
darüber eigenlich nicht überrascht sein. Die ganzseitigen
Illustrationen werden jeweils von einer Seite erläuternden Textes
begleitet, in denen auch die zukünftigen Habitate beschrieben werden.
Eine Weltkarte, die die mögliche Anordnung der Kontinente und Ozeane in
50 Millionen Jahren zeigt, ist ebenfalls vorhanden.
Ein ungewöhnliches
Buch, das eigentlich allen gefallen müsste, die sich für
Naturgeschichte interessieren. |