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         Die dreizehnjährige Jenny, ein Scheidungskind, sieht sich
        unversehens vom heimatlichen New York nach England verpflanzt, als ihre
        Mutter wieder heiratet. Zuerst ist von London die Rede, doch dann soll
        ihr Stiefvater einen heruntergewirtschafteten Hof im ländlichen Dorset
        wieder in Schwung bringen. Fast noch schlimmer ist, dass ihr Kater nicht
        einen Monat in Quarantäne verbringen muss, wie ihre Mutter ihr
        irrtümlicherweise erzählt hat, sondern ein halbes Jahr. Jenny tut
        alles, um in New York bei ihrem Vater bleiben zu können, muss sich
        jedoch schließlich der Autorität ihrer Mutter beugen. Wider Erwarten
        versteht sie sich auf Anhieb mit ihrem Stiefbruder Julian, dem jüngeren
        der beiden Jungen, die ihr Stiefvater mit in die Ehe bringt. Zusammen
        erforschen sie das alte Herrenhaus, das viele Geheimnisse birgt. Neben
        englischen Hausgeistern wie dem Boggart lernt sie in einem verborgenen
        Zimmer Tamsin kennen, den Geist einer jungen Frau, die vor dreihundert
        Jahren dort gelebt hat und auf tragische Weise ums Leben kam. 
        Peter S. Beagle, der Autor von Das letzte Einhorn, das vielen
        Lesern bekannt sein dürfte, mich aber so wenig gefesselt hat, dass ich
        es nach ungefähr der Hälfte frustriert aufgegeben habe, schreibt so
        unterschiedliche Bücher, dass es sich immer wieder lohnt, einen Blick
        darauf bzw. hinein zu werfen. Wie in Die Sonate des Einhorns ist
        es ihm bei Das Zauberhaus gelungen, einen fließenden Übergang
        zwischen der realen und der Fantasy-Welt zu schaffen, wobei Das
        Zauberhaus keine klassische Fantasy, sondern eine Geistergeschichte
        ist, die zusätzlich von diversen englischen Fabelwesen bevölkert ist.
        Es ist keine Parallelwelt, sondern Teil der Wirklichkeit. Sehen kann
        diese Gestalten nur, wer an sie glaubt, dennoch sind sie in der
        Geschichte real. Man muss dafür den Blick eines Kindes haben oder ihn
        sich bewahrt haben. 
        Die Geschichte wird in der Ich-Form erzählt, daher sollte man keinen
        hochliterarischen Stil erwarten, auch wenn Jenny zum Zeitpunkt, als sie
        ihre Erlebnisse niederschreibt, einige Jahre älter ist. Die
        Übersetzung fand ich recht lesbar, allerdings gab es hier auch nicht so
        viele Möglichkeiten "anzuecken" wie bei Terry Pratchetts
        Scheibenwelt-Romanen, für deren deutsche Übersetzung ebenfalls Andreas
        Brandhorst zuständig ist. Auch die Druckfehler hielten sich in
        erträglichen Grenzen, anscheinend legt man bei Piper noch Wert auf
        solche Dinge. 
        Alles in allem ist Das Zauberhaus ein empfehlenswertes Buch,
        eine leichte Lektüre für zwischendurch für all jene, die nicht
        vergessen haben, wie es ist, dreizehn Jahre alt zu sein, und natürlich
        auch für alle, die gerade in diesem Alter sind.  |