Die Paläoanthropologin Barbara Marchando findet im Haus ihrer Tante
das Tagebuch eines ihrer Vorfahren aus dem 19. Jahrhundert. Er berichtet
darin von einer neuen "Rasse" von Sklaven aus Afrika, deren
Beschreibung Barbara neugierig macht. Sie ist der Meinung, es müsse
sich dabei um Primaten handeln, eventuell um Gorillas, die zu jener Zeit
noch nicht wissenschaftlich beschrieben waren. Als sie herausfindet,
dass einige dieser Wesen auf dem Grundstück bestattet wurden,
organisiert sie eine Ausgrabung, die einen überraschenden Fund zutage
fördert: das Skelett einer Art, die seit fast einer Million Jahre als
ausgestorben gilt. Es handelt sich dabei nicht etwa um einen
Menschenaffen, sondern um ein Mitglied der Familie Homo selbst. Eine
Expedition ins innere Afrika soll die letzten Vertreter dieser
Population aufspüren ...
Der Autor erzählt, welche Auswirkungen die Entdeckung von
Überlebenden unserer eigenen Vorfahren auf Wissenschaft und
Gesellschaft haben könnte. Das Buch ist packend geschrieben und
berichtet in glaubwürdiger Weise, was in so einem Fall passieren
könnte. Die ethischen Fragen, die sich dabei stellen, sind vor allem
vor dem Hintergrund der Sklaverei interessant: Ab wann ist jemand ein
Mensch, dem entsprechend auch alle damit verbundenen
Persönlichkeitsrechte zustehen? Ist es vertretbar, eine
"Menschenart" mit einem geringeren Gehirnvolumen als wir es
besitzen als Sklaven zu missbrauchen oder gar wissenschaftliche
Experimente an ihnen durchzuführen? Barbara Marchando sieht sich nach
ihrer sensationellen Entdeckung plötzlich in einer Zwickmühle, da sie
befürchtet, dass skrupellose Zeitgenossen nur eines im Sinn haben,
nämlich Profit daraus zu schlagen.
Was mir die Lektüre von Waisen der Schöpfung etwas verleidet
hat, war die (wieder einmal) gründlich missratene deutsche
Übersetzung. Holprige Dialoge, die dem englischen Satzbau folgen,
Beschreibungen, die sich zum Teil lesen wie die Übersetzungsversuche
eines eifrigen Achtklässlers, jede Menge Anglizismen. Wer keinen Wert
auf Sprache legt und nur eine spannend erzählte Geschichte lesen will,
kann zur deutschen Ausgabe greifen, allen anderen sei das Original ans
Herz gelegt. |