Auf einer Wanderung durch den Guadalupe-Nationalpark in Texas findet
Park Ranger Anna Pigeon die Leiche ihrer Kollegin Sheila Drury. Alles
sieht so aus, als sei die junge Frau einem Berglöwen zum Opfer gefallen,
das ist jedenfalls eine Erklärung, die Annas Vorgesetzten sehr gelegen
kommt. Sie wischen Annas Bedenken beiseite und erlegen eine Löwin, um
die Rancher in der Nachbarschaft zu beruhigen, die um ihren Viehbestand
fürchten.
Doch Anna lässt sich nicht beschwichtigen, auch wenn das heißt,
dass sie den Täter unter Menschen suchen muss, mit denen sie täglich
zusammenarbeitet und eigentlich befreundet sein möchte. Wie gefährlich
das ist, erfährt sie bald am eigenen Leib. Ein Bösewicht, der eine
lästige Ermittlerin loswerden will, hat es in der westtexanischen
Wüstenlandschaft nicht besonders schwer.
Anna Pigeon ist nach dem Tod ihres Mannes aus dem Großstadtdschungel
New York Citys in die Wüste geflüchtet, und Nevada Barr schickt die
Leser mit ihr auf die Reise. Auch diese Autorin hat den Vorteil, dass
sie den Beruf ihrer Heldin aus eigener Erfahrung kennt. Sie ist Ranger
in einem Park in Mississippi. Hier vermittelt sie die Schönheit der rauen
Landschaft im Westen von Texas. Sie gibt Einblick in die Verwaltung
eines Nationalparks, wo politische Winkelzüge an der Tagesordnung sind
und der Naturschutz mit anderen Interessen um den Vorrang kämpfen muss.
Dabei verfällt Barr nicht in Schwarzweißmalerei.
Das ist die Bühne, auf der sich die Krimihandlung abspielt. Die
Geschichte ist spannend und gut zum Mitraten geeignet. Die
zivilisationsmüde Anna ist eine Figur mit Ecken und Kanten, von der man
sich gern durch den Park führen lässt. Die übrigen Charaktere sind
weniger bemerkenswert, aber als Verdächtige, die nach und nach
überprüft und entlastet werden, erfüllen sie ihren Zweck. Einzige
Ausnahme ist Annas Schwester Molly, ihre Therapeutin per Ferngespräch.
Ein durchaus empfehlenswertes Buch.
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