Wir schreiben das Jahr 1998. Die Umweltverschmutzung ist so weit
fortgeschritten, dass sie das Leben auf der Erde bedroht. In den
Weltmeeren gibt eine unaufhaltsame Algenblüte Schadstoffe in die Luft
ab, die die Menschen vergiften. Ein Wissenschaftlerteam um den Physiker
Gregory Markham macht in dieser Zeit eine sensationelle Entdeckung: Mit
Hilfe von Tachyonen gelingt es ihnen, Nachrichten in die Vergangenheit
zu senden, um die Menschen des Jahres 1963 vor der drohenden
Umweltkatastrophe zu warnen.
1963 denkt noch niemand daran, welch katastrophale Auswirkungen die
Fortschritte in der chemischen Industrie einmal haben werden. Die
Experimente mit den neu entdeckten Tachyonen werden nicht von allen
Verantwortlichen ernst genommen, vor allem, als die "Nachrichten"
empfangen werden, mit denen man nichts Rechtes anfangen kann. Woher
kommen sie? Wer ist der Absender? Und handelt es sich wirklich nicht
nur um eine Art "Hintergrundrauschen"? 1998 diskutiert
man derweil darüber, ob der Versuch, die Vergangenheit zu ändern,
vielleicht ein Zeitparadox hervorrufen könnte. Welche Auswirkungen
würde es haben, wenn man tatsächlich verstanden und erhört würde?
Gregory Benford erhielt 1980 für seinen Roman Zeitschaft den Nebula
Award, einen der begehrtesten Preise unter Science-Fiction-Autoren. Das
Buch hat in der Tat einiges zu bieten, und nicht nur unbedingt und
ausschließlich für Fans des Genres. Der wissenschaftliche Hintergrund
ist plausibel dargestellt, und die Geschichte ist von glaubhaften
Charakteren bevölkert. Im Gegensatz zu den sonstigen "Hard Science
Fiction-Romanen", die ich bisher gelesen habe, wird hier sehr viel
Wert auf Charakterentwicklung gelegt. Als Leser verfolgt man die
Schicksale der Menschen in beiden Zeitlinien über ein gutes Jahr hinweg
und hat Teil an den Sorgen und Nöten, die ihren Alltag bestimmen. Die
Physik nimmt zwar einen wichtigen Platz im Geschehen ein, steht aber
nicht so im Vordergrund, wie man es bei diesem Genre eigentlich
erwarten würde. Die Szene wechselt in regelmäßigen Abständen
zwischen den beiden Zeitlinien, die am Ende des Romans erwartungsgemäß
zusammenlaufen. Der rote Faden wird durch beide Ebenen gewoben, wobei
die lose erscheinenden Enden am Schluss verknüpft werden.
Die vorliegende Ausgabe enthält ein Nachwort von Susan
Stone-Blackburn über die zugrundeliegende Physik. Auch wenn man
derartige Nachsätze im Allgemeinen nicht zu lesen pflegt, sollte man
hier eine Ausnahme machen, da einem ansonsten einige tiefere Einblicke
entgehen. Timescape ist ein in jeder Hinsicht lesenswertes Buch,
sofern man sich nicht ausschließlich für Weltraumschlachten und fremde
Wesen und Planeten interessiert.
Fazit: Ein sehr
"irdischer" Science Fiction-Roman.
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