Nach ihren Abenteuern in Texas hat sich Park Ranger Anna Pigeon in
den Isle Royale National Park am Lake Superior versetzen lassen. Es ist
ihr aber nicht vergönnt, in Ruhe vor sich hinzufrieren. Taucher
entdecken in einem der Wracks, die als grausige Touristenattraktionen
auf dem Grund des Sees liegen, eine Leiche, die nicht dorthin gehört.
Dieser Mann ist zwar so gekleidet, als wäre er vor 70 Jahren mit der Kamloops
untergegangen, wandelte aber noch vor kurzem auf trockenem Land und war
selbst ein erfahrener Taucher. Unterstützt von einem FBI-Agenten
müssen die Ranger die Leiche bergen und den Verantwortlichen finden,
und schon steckt Anna wieder mitten in einem Mordfall.
Nevada Barr ist eine der Autorinnen, die die Leser nicht nur mit
interessanten Charakteren und spannenden Kriminalfällen zu fesseln
wissen, sondern auch die Schauplätze ihrer Bücher auf einzigartige
Weise zum Teil ihrer Geschichte machen. Ihre Heldin Anna Pigeon arbeitet
als Park Ranger, eine Mischung aus Polizistin, Wildhüterin und
Touristenführerin, und jedes ihrer Bücher spielt in einem anderen
Nationalpark in den Vereinigten Staaten. Auf diese Weise kann Barr
mühelos neue Figuren und Szenerien einführen, gönnt dem Leser neben
Anna aber auch noch andere regelmäßig auftretende Personen, vor allem
Annas Schwester und Ferngesprächstherapeutin Molly.
Zusammen mit Anna lebt sich der Leser im Isle Royale National Park
ein, lernt Kollegen und Ortsansässige kennen und wird langsam vertraut
mit den Problemen, mit denen sich ein Ranger so herumzuschlagen hat.
Anna selbst ist eine etwas eigenbrötlerische, aber dennoch liebenswerte
Figur, und man leidet mit ihr, wenn sie ihre Furcht vor dem Tauchen im
eiskalten Wasser des Sees überwinden muss, um diesem Rätsel auf den
Grund zu gehen. Dabei stößt sie auf so viele dunkle Geheimnisse, dass
man sich beinahe fragt, was denn jetzt noch kommen kann.
Während man der komplexen Mörderjagd folgt, erfährt man so ganz
nebenbei noch einiges über die Fauna und Flora des Parks, was der
Geschichte reichlich Lokalkolorit verleiht, aber nie in einen
einschläfernden Vortrag ausartet.
Sehr empfehlenswert. |