Liza Cody

Schwesternkrieg

Monkey Wrench

Goldmann 1995

Die Kritik basiert auf der deutschen Ausgabe, übersetzt von Regina Rawlinson.

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Eva Wylie weiß genau, was sie will: in Ruhe ihren Nachtwächterjob auf einem Schrottplatz ausüben und ihre Karriere als Catcherin aufbauen. Das Anliegen von Crystal, einer Leidensgenossin aus den Tagen, in denen sie noch auf der Straße lebte, kommt ihr deshalb sehr ungelegen. Eva soll eine Gruppe von Huren in Selbstverteidigung unterrichten und Crystal helfen, den Mörder ihrer Schwester Dawn zur Strecke zu bringen.

Die Londoner Killerqueen Eva Wylie ist wohl eine der ungewöhnlichsten Krimiprotagonistinnen. Man kann sich darüber streiten, ob SCHWESTERNKRIEG wirklich ein Krimi ist. Die Geschichte beginnt zwar mit einem Mord, aber die Suche nach dem Mörder wird schnell zur Nebensache. Vielmehr ist das bemerkenswerte Buch ein Ausflug in die Welt von Eva Wylie. Eva muss in ihrem zweiten Abenteuer mit ansehen, wie sich alle gegen sie verschwören, um ihr das kaputtzumachen, was sie sich aufgebaut hat. Zumindest stellt es sich für sie so dar, und die Leser sehen alles mit Evas seltsamem Tunnelblick. Trotzdem schafft Cody es, ihren Figuren Leben einzuhauchen, Menschen, die am Rande der Gesellschaft leben und mit ihren Regeln nicht viel am Hut haben. Hier kann man durch die Art, wie Cody die Geschichte erzählt, kein unbeteiligter Beobachter bleiben, sondern steht mitten im Geschehen, gleich neben Eva, die sich immer wieder an die Leser wendet und ihre Zustimmung sucht.

Eva ist eine untypische Amateurdetektivin. Sie stürzt sich nicht kopfüber in einen Fall, der sie eigentlich nichts angeht, um dann auf wunderbare Weise Erfolg zu haben, wo die eigentlichen Profis versagen, sondern wird gegen ihren Willen darin verwickelt, hat kein wirkliches Interesse daran, das Verbrechen aufzuklären, und gerät folgerichtig auf eine falsche Spur, wodurch sie mehr schadet als nützt.

Anrührend wie Eva sind auch Crystal, die sich ebenfalls aus ihrer Obdachlosenexistenz herausgekämpft hat, und die Nutten, die keine Opfer sein wollen und sich mit störrischem Stolz weigern, sich für ihr Leben zu entschuldigen. Die bedrohlichen Catcher jagen einem schon beim Lesen Angst ein.

SCHWESTERNKRIEG ist kein Buch für Krimileser, die gern mitraten, aber wer sich dem Fluss der Erzählung überlässt und in Evas verdrehtes Bewusstsein schlüpft, wird etwas Besonderes erleben.

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Zuletzt aktualisiert am: Donnerstag, 29. Juni 2006

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