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         Eva Wylie weiß genau, was sie will: in Ruhe ihren Nachtwächterjob
        auf einem Schrottplatz ausüben und ihre Karriere als Catcherin
        aufbauen. Das Anliegen von Crystal, einer Leidensgenossin aus den Tagen,
        in denen sie noch auf der Straße lebte, kommt ihr deshalb sehr
        ungelegen. Eva soll eine Gruppe von Huren in Selbstverteidigung
        unterrichten und Crystal helfen, den Mörder ihrer Schwester Dawn zur
        Strecke zu bringen. 
        Die Londoner Killerqueen Eva Wylie ist wohl eine der
        ungewöhnlichsten Krimiprotagonistinnen. Man kann sich darüber
        streiten, ob SCHWESTERNKRIEG wirklich ein Krimi ist. Die Geschichte
        beginnt zwar mit einem Mord, aber die Suche nach dem Mörder wird
        schnell zur Nebensache. Vielmehr ist das bemerkenswerte Buch ein Ausflug
        in die Welt von Eva Wylie. Eva muss in ihrem zweiten Abenteuer mit
        ansehen, wie sich alle gegen sie verschwören, um ihr das
        kaputtzumachen, was sie sich aufgebaut hat. Zumindest stellt es sich
        für sie so dar, und die Leser sehen alles mit Evas seltsamem
        Tunnelblick. Trotzdem schafft Cody es, ihren Figuren Leben einzuhauchen,
        Menschen, die am Rande der Gesellschaft leben und mit ihren Regeln nicht
        viel am Hut haben. Hier kann man durch die Art, wie Cody die Geschichte
        erzählt, kein unbeteiligter Beobachter bleiben, sondern steht mitten im
        Geschehen, gleich neben Eva, die sich immer wieder an die Leser wendet
        und ihre Zustimmung sucht. 
        Eva ist eine untypische Amateurdetektivin. Sie stürzt sich nicht
        kopfüber in einen Fall, der sie eigentlich nichts angeht, um dann auf
        wunderbare Weise Erfolg zu haben, wo die eigentlichen Profis versagen,
        sondern wird gegen ihren Willen darin verwickelt, hat kein wirkliches
        Interesse daran, das Verbrechen aufzuklären, und gerät folgerichtig
        auf eine falsche Spur, wodurch sie mehr schadet als nützt. 
        Anrührend wie Eva sind auch Crystal, die sich ebenfalls aus ihrer
        Obdachlosenexistenz herausgekämpft hat, und die Nutten, die keine Opfer
        sein wollen und sich mit störrischem Stolz weigern, sich für ihr Leben
        zu entschuldigen. Die bedrohlichen Catcher jagen einem schon beim Lesen
        Angst ein. 
        SCHWESTERNKRIEG ist kein Buch für Krimileser, die gern mitraten,
        aber wer sich dem Fluss der Erzählung überlässt und in Evas
        verdrehtes Bewusstsein schlüpft, wird etwas Besonderes erleben.  |