William H. Calvin

Der Schritt aus der Kälte

The Ascent of Mind

dtv 2000

Monikas Meinung

Monikas Symbol Monikas SymbolMonikas SymbolMonikas Symbol

Dass die Eiszeit bei der Entwicklung des menschlichen Gehirns eine wesentliche Rolle gespielt hat, ist eine anerkannte Tatsache in der Wissenschaft. Der moderne Mensch ist ein Kind der Eiszeit, aber welchen Einfluss hatte das Klima auf die Vergrößerung des Gehirns? William Calvin geht das Thema aus einer etwas anderen Perspektive an als die, die wir von seinen Fachkollegen sonst gwohnt sind. Wie schaffte der Mensch es, unter den rauen Bedingungen, die das eiszeitliche Klima schuf, nicht nur zu überleben, sondern sich sogar noch weiterzuentwickeln, und das mit einer für die Evolution geradezu rasanten Geschwindigkeit?

Wenn das Klima sich verschlechtert, leidet nicht nur die Fauna, sondern auch die Flora. Der frühe Mensch musste daher seinen Lebensstil den neuen Gegebenheiten anpassen, d.h. als Jäger und Sammler musste er sich stärker auf die Jagd spezialisieren. Während der letzten Eiszeit war die Vegetationsperiode kurz, den Rest des Jahres mussten die Menschen sich auf andere Weise ernähren. Der Selektionsdruck begünstigte also diejenigen, die die effektivsten Jagdtechniken entwickelten, was wiederum eine Verbesserung der Denkfähigkeit und eine Zunahme des Gehirnvolumens zur Folge hatte, bedingt durch die Notwendigkeit von koordiniertem Jagdverhalten.

Was Calvins Theorie so interessant macht, ist die Entdeckung, dass Faustkeile sich hervorragend als Jagdwerkzeug eignen. Wenn sie geworfen werden, verhalten sie sich ähnlich wie eine Frisbee-Scheibe, und die Spitze bohrt sich beim Aufprall in den Boden. Mit einem Faustkeil ist selbst ein größeres Tier wesentlich leichter zu Fall zu bringen als mit einem Stein, da der durch die scharfe Kante verursachte Schmerz es reflexartig in die Knie zwingt, was beim Aufprall eines stumpfen Gegenstands nicht der Fall ist. Präzises Werfen erfordert ein hohes Maß an Koordination, zu der ein Affenhirn nicht fähig ist. Die Wurftheorie erklärt auf einfache, plausible Art, warum das Gehirn unserer Vorfahren sich auf so rasante Weise entwickelt hat.

William H. Calvin ist Neurobiologe und Professor für Psychiatrie und Verhaltensforschung an der University of Washington in Seattle. Er gehört zu denjenigen Wissenschaftlern, die Bücher für Laien schreiben können, ohne dabei zu sehr zu verallgemeinern oder zu trivialisieren. Der Schritt aus der Kälte ist kein trockenes Lehrbuch, sondern ein faszinierender Abstecher in die Welt unserer Vorfahren, der uns hilft zu verstehen, warum wir zu dem wurden, was wir heute sind.

Home

Filmkritiken

Buchkritiken

Titel

Autoren

Themen

Gastkritiken

Bewertung

Über Christina

Über Helga

Über Monika

Links

 

E-mail
Kommentare? Anregungen?
Schreibt uns:

Monika

Zuletzt aktualisiert am: Sonntag, 25. Juni 2006

Copyright 2001 Gesehen & Gelesen

Impressum