Der Privatdetektiv Joe Carpenter erhält die Nachricht, dass seine Schwester und sein
dreijähriger Neffe beim Brand ihres Hauses ums Leben gekommen sind. Alles deutet auf
Brandstiftung hin, da sich zur selben Zeit offensichtlich ein Fremder im Haus aufgehalten
hat, der sich jedoch noch retten kann, wenn auch mit schweren Verletzungen. Carpenters
Nachforschungen ergeben, dass sich ähnliche Fälle in jüngster Vergangenheit auf der
ganzen Welt ereignet haben, und immer sind die Opfer junge Frauen mit ihren Söhnen, meist
bis zur Unkenntlichkeit verbrannt.
Seine Ermittlungen führen ihn weiter nach Italien auf die Spur einer obskuren Sekte,
dem "Umbra Domini", sowie in die Clinica Baresi in dem kleinen Ort Montecastello,
wo seine Schwester durch künstliche Befruchtung ihren Sohn empfangen hatte. Irgendwie
scheint hier der Schlüssel für die Anschläge zu liegen, aber noch begreift Carpenter
nicht, was die Frauen verbindet, die hierher zur Behandlung gekommen sind ...
Der Schatten des Herrn beginnt mit einem Geständnis oder besser gesagt
einer Beichte, deren Inhalt dem Leser jedoch bis zum Schluss verborgen bleibt. Das
schreckliche Geheimnis, das Dr. Baresi seinem Beichtvater anvertraut, ist der Aufhänger
für die folgende Geschichte, die zwar nicht ganz so "reißerisch" fortgesetzt
wird, jedoch neugierig macht auf das, was folgen soll. Das hat zunächst scheinbar nichts
mit dem Anfang zu tun, aber nach und nach werden die Zusammenhänge klarer. Die Spannung
wird geschickt aufgebaut und gipfelt immer wieder in mehr oder weniger gefährlichen
Situationen für unseren Helden. Leider legt der Autor nicht immer Wert auf durchgängige
Logik, was man einem Roman wesentlich schwerer verzeiht als einem temporeichen Actionfilm.
So verschickt Joe weiterhin fröhlich brisantes Material per E-Mail, obwohl zuvor jemand
die Passwörter auf seinem Computer geknackt hat und es mehr als wahrscheinlich ist, dass
unbefugte Dritte mitlesen. Unbegreiflich, es sei denn, der Autor hat selbst keinen blassen
Schimmer, wie das Internet funktioniert.
Was letztendlich in der Klinik vorging, erfährt der Leser häppchenweise, obwohl er es
natürlich (?) von Anfang an geahnt hat. Ob der Schluss nun überraschend ist oder nicht,
er ließ mich das Buch zumindest mit einem Lächeln auf den Lippen beiseite legen. Trotz
einiger Schwächen ist Der Schatten des Herrn eine vergnügliche und spannende
Lektüre für zwischendurch, auch wenn man nicht unbedingt ein Krimifan ist. Die
stellenweise etwas konstruiert wirkende Handlung dürfte zwar so manchen stören, aber
wenn man nicht zu sehr am Lack der Oberfläche kratzt, kann man durchaus auf seine Kosten
kommen.
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