Spoilerwarnung: Es ist mir leider unmöglich, diesen Roman zu
kommentieren, ohne das zentrale Thema anzusprechen, um das es darin
geht. Wem ein kurzes Qualitätsurteil der deutschen Ausgabe genügt, das
nichts vom Inhalt verrät: Ich habe schon sehr lange kein Buch mehr in
der Hand gehabt, das derartig viele Druckfehler enthielt, auch mit der
deutschen Grammatik nimmt die Droemersche Verlagsanstalt es anscheinend
nicht (mehr?) sonderlich genau. Wer es unbedingt lesen will, sollte es
sich möglichst aus der Bibliothek ausleihen (was ich glücklicherweise
in diesem Fall getan habe). Der Preis für die gebundene Ausgabe ist
rausgeschmissenes Geld.
Jetzt fragt sich vermutlich jeder, warum ich es überhaupt (zu Ende)
gelesen habe. Nun, ich war einfach neugierig, wie es ausgehen würde
(keine Überraschung hier, aber trotzdem), die Geschichte selbst hat
einiges an Potenzial, das aber zum Teil mit billigen Actionszenen
verschenkt wurde. Als Roman hat es für mich insgesamt nicht besonders
gut funktioniert, man könnte aber vermutlich einen recht spannenden
Actionfilm aus dem Stoff machen. Ein weiterer Punkt ist, dass ich in
meiner Jugend die Bücher von Erich von Däniken verschlungen habe, und
einen Roman zu lesen, der auf diesen und ähnlichen Theorien basiert,
hat durchaus einen gewissen Reiz. Aber damit niemand auf falsche
Gedanken kommt: Das alles gehört für mich definitiv in den Bereich der
Science-Fiction, mehr dazu weiter unten.
Inhalt: In Mali entdeckt ein Wissenschaftlerteam ein ungewöhnliches
Fossil, das möglicherweise das lang gesuchte Missing Link in der
Entwicklung des Menschen darstellen könnte. Beim Stamm der Dogon
stoßen sie außerdem auf ein seltsames Artefakt, das sich ebenfalls als
wichtiges Teil in dem Puzzle erweist, das sie zu lösen versuchen. Die
Spur führt nach Südamerika, zu einer uralten Kultstätte der
Menschheit, von der bis heute nicht bekannt ist, wer sie erbaut hat: die
Ruinen von Tihuanaco am Titicacasee in Bolivien. Was sie hier finden,
stellt alles in den Schatten, was der Wissenschaft bisher bekannt war,
doch die Bergung der Funde erweist sich als sehr viel schwieriger, als
zunächst erwartet.
So weit, so gut. Für Spannung ist gesorgt, und zwischendurch
erfährt der Leser alles, was er schon immer zum Thema: Die
Menschheit wurde von Außerirdischen durch genetische Manipulation
geschaffen wissen wollte. Eventuell auch mehr, als er jemals
darüber wissen wollte, der Autor hat nämlich kaum etwas
ausgelassen, abgesehen vielleicht von den diversen Theorien über
Atlantis, die sich nach wie vor ebenfalls großer Beliebtheit erfreuen.
Wer mit den Hypothesen von Erich von Däniken, Graham Hancock, Robert
Bauval und Charles Hapgood vertraut ist, erfährt nichts Neues, freut
sich aber vielleicht darüber, dass Walt Becker seine Hausaufgaben
augenscheinlich gemacht hat. Oder er freut sich nicht, weil alles
zusammen zu einem Eintopf verkocht und ein paar Mal kräftig umgerührt
wurde, um es einmal so auszudrücken. Es ist einfach zu viel des Guten,
auch wenn ein leidlich spannendes Buch dabei herausgekommen ist. Als ich
das Nachwort gelesen habe, sträubten sich mir allerdings die Haare,
allem Anschein nach nimmt der Autor diese Theorien ernst und gehört zu
denen, die glauben, die Wissenschaft habe Unrecht und alles sei ganz
anders gewesen. Diese unkritische Schlussbetrachtung hat mir den Spaß,
den ich an dieser Geschichte irgendwo doch noch hatte, verdorben. Wer
mehr über das wissen möchte, was dahinter steckt, dem kann ich zwei
exzellente Websites empfehlen:
Dr. K. Richters
Homepage, die sich kritisch mit diesen Themenbereichen
auseinandersetzt, und das Talk
Origins Archive, wo sich unter anderem auch Informationen zu der in
der Bibliografie genannten amerikanischen Fernsehsendung The
Mysterious Origins of Man finden.
Abschließend kann ich nur sagen, man sollte dieses Buch für das
nehmen, was es ist, nämlich einen Abenteuerroman mit teilweise großen
Schwächen und einem vorhersehbaren Ende, dessen Lektüre in der
deutschen Übersetzung durch die vielen, vielen Druckfehler
streckenweise zur Qual gerät. |