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         Sam Turner ist ein arbeitsloser Alkoholiker, dessen Ehe vor kurzem in
        die Brüche gegangen ist. Als er sich eines Abends in einer
        Männergruppe wiederfindet, weil er sich vom Trinken ablenken will, mag
        er das den nabelschauenden Yuppies aber nicht auf die Nase binden und
        behauptet einfach, er sei Privatdetektiv. Ehe er sich versieht, hat er
        auch schon seinen ersten Fall. Terry Deacon aus der Männergruppe bittet
        ihn, seine angeblich untreue Frau Jane zu beschatten. Wie das geht, weiß
        Sam aus der einschlägigen Kriminalliteratur, also nimmt er an. Bald
        darauf ist sein Auftraggeber tot, vermutlich das Opfer eines
        international operierenden Serienkillers, und Sam findet sich in der
        Rolle des Leibwächters der verführerischen Witwe wieder. Er rekrutiert
        seinen Freund Gus, den jungen Obdachlosen Geordie und die pensionierte
        Lehrerin Celia für seine Detektei und macht sich daran, den plötzlich
        sehr viel komplizierteren Fall zu lösen. 
        Ganz schlüssig ist die Handlung von INS OFFENE MESSER ja nicht, aber
        bei einem Erstlingswerk kann man schon einmal darüber hinwegsehen, wenn
        die Dinge allzu glatt laufen, z. B. wenn ein "Detektiv", der
        seine Kenntnisse nur aus klassischen Krimis hat, ohne Referenzen zum
        gefragtesten Ermittler der Stadt avanciert und die Bösen so herrlich
        kooperativ sind, dass sich der Fall fast von allein löst. John Baker
        gleicht das aus durch seinen trockenen Humor und seine sympathischen
        Figuren. Der angeschlagene Held Sam Turner, die resolute,
        abenteuerlustige Celia und besonders Geordie, der erst langsam den Weg
        von der Peripherie der Gesellschaft in seine neue Familie findet, haben
        mich in ihren Bann gezogen. Nur Sams Freundin Wanda hat mich gestört.
        Dass mir in von Männern geschriebenen Krimis immer wieder Wandas
        begegnet sind, die treu warten, bis ihr Held mit seinen Femmes Fatales
        fertig ist, sich abservieren lassen und trotzdem immer eine warme
        Mahlzeit für ihn auf dem Herd haben, und nur deshalb mal etwas
        Selbstbewusstsein zeigen, weil ein Held ja schließlich nicht mit einem
        kompletten Jammerlappen zusammen sein kann, wenn er etwas auf sich
        hält, ist einer der Gründe dafür, dass ich lange Zeit Autorinnen den
        Vorzug gegeben habe. 
        Auch wenn hier zu früh mehr enthüllt wurde, als der Spannung
        zuträglich war, ist INS OFFENE MESSER ein lesbares Debüt.  |