Kage Baker

In the Garden of Iden

Im Land der Unsterblichkeit

Avon Eos, 1998

Diese Kritik bezieht sich auf das amerikanische Original. Die deutsche Übersetzung ist bei Heyne erschienen.

Monikas Meinung

Monikas Symbol Monikas SymbolMonikas SymbolMonikas Symbol

Die Firma Dr. Zeus hat eine Möglichkeit gefunden, Menschen unsterblich zu machen. Dummerweise funktioniert das nur bei kleinen Kindern, die zudem eine ganz bestimmte Schädelform haben müssen, also keine Chance für den alten Multimillionär, auf ewig seinen Reichtum zu genießen. Neben der Unsterblichkeit hat die Firma auch eine Methode entwickelt, in der Zeit zu reisen, aber auch diese hat einen Haken, es ist nämlich nur möglich, Leute in die Vergangenheit zu schicken, nicht jedoch in die Zukunft. Immerhin läuft man auf diese Art nicht Gefahr, sein zukünftiges Selbst versehentlich umzubringen. Es ist auch nicht möglich, das, was einmal geschehen ist und geschrieben steht, ungeschehen zu machen. Man kann jedoch der Geschichte etwas "nachhelfen", und so hat die Firma sich darauf spezialisiert, ihre Agenten in die Vergangenheit zu schicken, um z. B. Kunstwerke, ausgestorbene Pflanzen und Ähnliches an einen sicheren Ort zu bringen, wo sie dann im 24. Jahrhundert "wiederentdeckt" werden. Zu diesem Zweck werden in vergangenen Jahrhunderten Agenten requiriert, Waisenkinder oder Straßenkinder, die niemand vermisst und die sonst gestorben wären, die man dann unsterblich macht und je nach ihren Fähigkeiten ausbildet. Als Gegenleistung müssen sie auf Lebenszeit (und das ist sehr lange, wenn man unsterblich ist) für die Firma arbeiten.

So gerät auch Mendoza, die als kleines Mädchen von ihrem späteren Mentor Joseph aus den Kerkern der spanischen Inquisition gerettet wird, an die Firma. Im Land der Unsterblichkeit beschreibt Mendozas Kindheit und Jugend, die sie in der Schule der Firma verbringt, und ihren ersten Auftrag, nämlich in einem englischen Garten in Kent seltene Pflanzen für die Nachwelt zu sammeln. Mendoza, die sich zunächst von den Sterblichen eher abgestoßen fühlt, ändert ihre diesbezügliche Meinung jedoch sehr bald... 

Im Land der Unsterblichkeit ist nicht nur der erste Band der Company-Serie, sondern auch Kage Bakers erster Roman und ein gutes Beispiel dafür, dass Erstlingswerke nicht immer viele Schwächen und Unsicherheiten aufweisen müssen. Die Welt, die Baker ersonnen hat, ist gut durchdacht, und ihre Figuren sind lebensecht; obwohl es sich bei den Protagonisten um Cyborgs handelt, haben sie nach wie vor sehr menschliche Züge. Mendoza, die aus der behüteten Umgebung der Firma in die raue Welt des Spanien und England des 16. Jahrhunderts entlassen wird, hat im Prinzip dieselben Probleme wie sterbliche Mädchen ihres Alters, was eine bittere Erkenntnis ist, mit der sie jedoch leben muss, die aber auch ihrem Mentor Joseph, der so etwas wie ein Vater für sie ist, das Leben nicht gerade leicht macht.

Was man nicht erwarten sollte von diesem Buch, sind detaillierte Beschreibungen der Technologie: Man erfährt nicht, auf welche Weise Menschen unsterblich gemacht werden oder welche Technologie für die Zeitreisen benutzt wird. Man muss es als gegeben hinnehmen, dass die Firma tatsächlich dazu in der Lage ist. Es geht weniger um große Ideen als um die Charaktere, was ein Grund dafür sein mag, dass Baker ihre Geschichte in der Vergangenheit angesiedelt hat und nicht in einer fernen Zukunft. Das zeitgenössische Englisch, das in der Originalausgabe zum Teil gesprochen wird, verleiht dem Buch eine besondere Atmosphäre, die in der deutschen Übersetzung (zwangsläufig) wohl verloren geht.

Alles in allem ein ausgesprochen viel versprechendes Debüt.

Home

Filmkritiken

Buchkritiken

Titel

Autoren

Themen

Gastkritiken

Bewertung

Über Christina

Über Helga

Über Monika

Links

 

E-mail
Kommentare? Anregungen?
Schreibt uns:

Monika

Zuletzt aktualisiert am: Sonntag, 18. Juni 2006

Copyright 2003 Gesehen & Gelesen

Impressum