Die Firma Dr. Zeus hat eine Möglichkeit gefunden, Menschen
unsterblich zu machen. Dummerweise funktioniert das nur bei kleinen Kindern, die
zudem eine ganz bestimmte Schädelform haben müssen, also keine Chance für den
alten Multimillionär, auf ewig seinen Reichtum zu genießen. Neben der
Unsterblichkeit hat die Firma auch eine Methode entwickelt, in der Zeit zu
reisen, aber auch diese hat einen Haken, es ist nämlich nur möglich, Leute in
die Vergangenheit zu schicken, nicht jedoch in die Zukunft. Immerhin läuft man
auf diese Art nicht Gefahr, sein zukünftiges Selbst versehentlich umzubringen.
Es ist auch nicht möglich, das, was einmal geschehen ist und geschrieben steht,
ungeschehen zu machen. Man kann jedoch der Geschichte etwas "nachhelfen", und so
hat die Firma sich darauf spezialisiert, ihre Agenten in die Vergangenheit zu
schicken, um z. B. Kunstwerke, ausgestorbene Pflanzen und Ähnliches an einen
sicheren Ort zu bringen, wo sie dann im 24. Jahrhundert "wiederentdeckt" werden.
Zu diesem Zweck werden in vergangenen Jahrhunderten Agenten requiriert,
Waisenkinder oder Straßenkinder, die niemand vermisst und die sonst gestorben
wären, die man dann unsterblich macht und je nach ihren Fähigkeiten ausbildet.
Als Gegenleistung müssen sie auf Lebenszeit (und das ist sehr lange, wenn man
unsterblich ist) für die Firma arbeiten.
So gerät auch Mendoza, die
als kleines Mädchen von ihrem späteren Mentor Joseph aus den Kerkern der
spanischen Inquisition gerettet wird, an die Firma. Im Land der Unsterblichkeit beschreibt Mendozas Kindheit und
Jugend, die sie in der Schule der Firma verbringt, und ihren ersten Auftrag,
nämlich in einem englischen Garten in Kent seltene Pflanzen für die Nachwelt zu
sammeln. Mendoza, die sich zunächst von den Sterblichen eher abgestoßen fühlt,
ändert ihre diesbezügliche Meinung jedoch sehr bald...
Im Land der Unsterblichkeit ist nicht nur der erste Band
der Company-Serie, sondern auch Kage Bakers erster Roman und ein gutes Beispiel
dafür, dass Erstlingswerke nicht immer viele Schwächen und Unsicherheiten
aufweisen müssen. Die Welt, die Baker ersonnen hat, ist gut durchdacht, und ihre
Figuren sind lebensecht; obwohl es sich bei den Protagonisten um Cyborgs
handelt, haben sie nach wie vor sehr menschliche Züge. Mendoza, die aus der
behüteten Umgebung der Firma in die raue Welt des Spanien und England des 16.
Jahrhunderts entlassen wird, hat im Prinzip dieselben Probleme wie sterbliche
Mädchen ihres Alters, was eine bittere Erkenntnis ist, mit der sie jedoch leben
muss, die aber auch ihrem Mentor Joseph, der so etwas wie ein Vater für sie ist,
das Leben nicht gerade leicht macht.
Was man nicht erwarten
sollte von diesem Buch, sind detaillierte Beschreibungen der Technologie: Man
erfährt nicht, auf welche Weise Menschen unsterblich gemacht werden oder welche
Technologie für die Zeitreisen benutzt wird. Man muss es als gegeben hinnehmen,
dass die Firma tatsächlich dazu in der Lage ist. Es geht weniger um große Ideen
als um die Charaktere, was ein Grund dafür sein mag, dass Baker ihre Geschichte
in der Vergangenheit angesiedelt hat und nicht in einer fernen Zukunft. Das
zeitgenössische Englisch, das in der Originalausgabe zum Teil gesprochen wird,
verleiht dem Buch eine besondere Atmosphäre, die in der deutschen Übersetzung
(zwangsläufig) wohl verloren geht.
Alles in allem ein
ausgesprochen viel versprechendes Debüt.
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