In Ein Engländer in Paris erzählt Stephen
Clarke die (fast) wahre Geschichte dessen, was er in Frankreich
erlebte, als er dort für eine Pariser Firma eine Kette von Teesalons
eröffnen sollte. Der Leser ahnt es schon, hier prallen zwei inhärent
gegensätzliche Kulturen aufeinander, sodass der Kulturschock für
beide Seiten unausweichlich ist. Es bedurfte daher nicht wirklich
des englischen Originaltitels, um mich in die richtige Stimmung für
dieses Buch zu versetzen. ("A Year in the Merde" heißt wörtlich
übersetzt "Ein Jahr in der Scheiße", was der deutsche Verlag
wahrscheinlich für nicht besonders verkaufswirksam hielt.)
In Anbetracht dessen, dass ich selbst einige Zeit in
Frankreich gelebt habe, möchte ich sagen, dass einiges von dem, was
Clarke schreibt, übertrieben ist. Aber nur ein wenig. Es ist ihm
gelungen, die Marotten und die Mentalität der Franzosen auf eine
Weise mit spitzer Feder zu zeichnen, die mich oft genau deshalb zum
Lachen brachte, weil ich mir die entsprechende Szene nur allzu
plastisch vorstellen konnte. Satire ist ein schwieriges Geschäft,
doch Clarke hat für meinen Geschmack die Gratwanderung zwischen
Ernst und Spaß sehr gut getroffen.
Wir begleiten Paul ein Jahr lang bei seinem Versuch,
in der Fremde Fuß zu fassen. Die Schwierigkeiten fangen schon in der
eigenen Firma an: Seine Teamkollegen wollen einfach nicht verstehen,
warum ihre Vorstellung von "echt britisch" nun einmal nicht britisch
ist, sondern - wer hat es nicht schon geahnt? - die typisch
französischen Klischeevorstellungen von britischer Kultur. Die
Kollegen treiben Paul schier in den Wahnsinn, trotzdem ist er nicht
bereit aufzugeben und will sich stattdessen voll integrieren. Was er
bei der Wohnungssuche erlebt und später bei dem Versuch, ein
Wochenendhäuschen in der Normandie zu erstehen, gehört zu den
Höhepunkten des Buches, ebenso wie sein Versuch, den Kollegen die
britische Küche nahezubringen. Alles trägt zum Vergnügen des Lesers
bei, auch wenn jeder sich wünschen dürfte, dass solche Situationen
ihm oder ihr tunlichst erspart bleiben.
Ein Engländer in Paris kommt als Sachbuch
daher, liest sich jedoch durchweg wie ein Roman. Ein Vergnügen von
der ersten bis zur letzten Seite. |