Greg Bear

Dinosaur Summer

Voyager London, 1998

Monikas Meinung

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Wer kennt sie nicht, Arthur Conan Doyles Geschichte von der vergessenen Welt? Hoch oben auf dem Plateau von El Grande haben fantastische Kreaturen seit der Zeit der Dinosaurier überlebt, entdeckt wurden sie von Professor Challenger, dem es Anfang des 20. Jahrhunderts gelang, einen Pterodactylus nach London zu bringen. Greg Bears Buch knüpft an diese Geschichte an, es spielt fast 50 Jahre nach der Entdeckung dieser prähistorischen Welt, als der letzte der Dinosaurierzirkusse geschlossen wird und die verbleibenden Tiere in ihre einstige Heimat zurückgebracht werden sollen. Unter ihnen befinden sich mehrere kleine Dinosaurier, aber auch Sammy, der Centrosaurus und Dagger, ein großer Theropode, der das Unternehmen durch seine Unberechenbarkeit immer wieder zum Scheitern zu bringen droht.

Erzählt wird die Expedition aus der Perspektive des Fotografen Anthony und dessen Sohn Peter, die alles, was auf der Reise passiert, mit der Kamera für das National Geographic Magazine festhalten sollen. Mit von der Partie ist auch der 27jährige Ray Harryhausen, der für die bewegten Bilder zuständig ist und jede Aktion filmen soll. Da der Zutritt zu dem Tepui über lange Jahre nur einigen wenigen Wissenschaftlern erlaubt gewesen war, von denen einige nie zurückgekehrt sind, ist die Brücke über die Schlucht - der einzige Zugang - inzwischen sehr baufällig geworden. So kommt es, wie es kommen muss, und unsere Helden finden sich plötzlich in einer von jeglicher Zivilisation verschont gebliebenen Welt wieder, umgeben von Kreaturen, wie sie sie sich selbst in ihren kühnsten Träumen nicht haben vorstellen können.

Eine Fortsetzung zu einem Klassiker zu schreiben, ist eine riskante Angelegenheit, die Greg Bear auf elegante Weise gemeistert hat. Dinosaur Summer ist ein Buch für all diejenigen, die schon immer wissen wollten, wie es mit der Geschichte von der Entdeckung der letzten Dinosaurier weiterging. Die Fortsetzung ist ein Blick in die Abgründe der menschlichen Seele: Wie zu erwarten, hat man die Dinosaurier gewissenlos vermarktet, aber nach fast 50 Jahren ist die Welt selbst dieser fantastischen Tiere überdrüssig geworden, so dass ein Dinosaurierzirkus nach dem anderen wegen Geldmangels schließen muss. Lothar Gluck, der Inhaber des letzten unter ihnen, plant nun, die überlebenden Tiere mit gigantischer Publicity nach El Grande zurückzutransportieren und mutiert über Nacht vom profitgierigen Zirkusdirektor zum engagierten Naturschützer, bereit, aus einer verfahrenen Situation das Beste zu machen - eine nur allzu menschliche Reaktion. Seine zwei- bzw. vierbeinigen Schützlinge ahnen genauso wenig wie ihre menschlichen Begleiter, dass die Welt, die sie einst verlassen haben, sich inzwischen verändert hat.

Das Bild, das Greg Bear von El Grande entwirft, ist eine fantastische Vision dessen, was 65 Millionen Jahre Evolution seit dem Ende der Kreidezeit hervorgebracht haben könnten. Hier haben nicht nur die Dinosaurier überlebt, sondern auch andere, noch ältere und bizarrere Wesen, die mit den Vorfahren der Säugetiere verwandt sind. Aber auch die Entwicklung der Vögel stand nicht still und hat schließlich den gefürchteten "Death Eagle" hervorgebracht, den uneingeschränkten neuen Herrscher über das Tepui. Ebenso wie anderswo ist auch in El Grande die Zeit nicht stehen geblieben, auch wenn es zunächst so scheinen mag. Dinosaur Summer ist ein Ausflug in eine andere Wirklichkeit, ein Leseabenteuer der besonderen Art.

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Zuletzt aktualisiert am: Freitag, 16. Juni 2006

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