Nora BachDie blauen HügelErschienen 2006 bei Mein Buch, Hamburg
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Eigentlich hat Adrian Moor sich auf einen langweiligen Sommer eingestellt, als er mit seinem Vater für ein Jahr in das Landhaus seiner Großeltern zieht, weil dieser in der Abgeschiedenheit der Schweizer Berge ein Buch schreiben möchte. Doch dann lernt er Julia kennen, deren Großmutter so einiges über das Haus der Moors zu sagen hat. Adrian findet schon kurz nach ihrem Einzug heraus, dass an dem Haus tatsächlich manches merkwürdig ist. Trotz der vielen Zimmer und Flure sollte es doch eigentlich nicht möglich sein, sich darin zu verlaufen? Und warum verhalten Tiere sich in seiner unmittelbaren Umgebung so seltsam? Die beiden Kinder beschließen, dem Geheimnis auf den Grund zu gehen und stoßen dabei auf etwas Ungeheuerliches: All die Geschichten, die Adrians Mutter ihm erzählt hat, als er noch klein war, sind kein Produkt ihrer blühenden Fantasie, wie er immer geglaubt hatte. Es ist eine fantastische Welt, die sich den beiden Kindern eröffnet, bevölkert von Riesen, Kobolden, Elfen, Zwergen und Zauberern. Doch sie ist nicht nur fantastisch, sondern auch gefährlich. Und damit bin ich auch schon bei meinem Hauptkritikpunkt an diesem ansonsten gut durchdachten und -strukturierten Buch angelangt: Trotz aller Gefahren, die sich den Protagonisten in den Weg stellen, passiert nie jemandem ernsthaft etwas. Lediglich der Bösewicht bekommt seine wohlverdiente Strafe, aber die Art, wie es geschieht, erweckt ein wenig den Eindruck eines Deus ex Machina. Es fehlt seinem Widersacher an psychologischer Tiefe, er wird im Vorfeld zu eindimensional geschildert, sodass seine plötzliche Macht auf mich nicht sehr überzeugend wirkte. J. K. Rowling, Autorin der Harry-Potter-Bücher, hat einmal gesagt, wenn man Kinderbücher schreibt, müsse man ruchlos sein und bereit, auch einmal eine wichtige Figur zu opfern. Alles im Leben hat seinen Preis, nicht immer wendet sich am Schluss alles zum Guten. Der Erfolg scheint ihr Recht zu geben. Und seien wir einmal ehrlich, es steigert die Spannung, wenn man das Gefühl hat, dass für die Figuren, die man lieb gewonnen hat, vielleicht nicht immer alles gut ausgeht. Ein weiterer Kritikpunkt an Die blauen Hügel sind die Dialoge: Vor allem die Kinder reden für meine Begriffe zu oft so, als würden sie einen Brief schreiben. So wohlerzogen drückt sich kein Zwölfjähriger auf die Dauer aus, aber vielleicht sind Schweizer Kinder in dieser Hinsicht anders als deutsche? ;-) Trotz aller Kritik hat das Buch jedoch eine Menge Potenzial, der Spannungsbogen wird langsam und mit einigem Geschick aufgebaut, die Handlung ist wohldurchdacht (trotz des unbestimmten Gefühls, dass alles gut ausgehen wird) und kommt zu einem befriedigenden Ende. Die Hauptfiguren sind sympathisch und machen es dem Leser leicht, sich mit ihnen anzufreunden, die Nebenfiguren indes bleiben meist blass und eindimensional. Die Verknüpfung der Fantasywelt mit unserer realen Welt ist dagegen gut gelungen. Die blauen Hügel eignet sich für Leseratten ab neun, sofern sie den Mut haben, die fast 500 Seiten in Angriff zu nehmen. Nach oben hin ist die Altersgrenze offen. Mehr Informationen auf Nora Bachs Website:
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Zuletzt aktualisiert am: Sonntag, 08. Oktober 2006
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