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         Auf Pluto ist ein Team von Wissenschaftlern dabei, die letzten
        Experimente mit dem Ring von Charon vorzubereiten, einem gigantischen
        Teilchenbeschleuniger, der auf dem Plutomond installiert ist. Aufgrund
        der immensen Kosten und geringen Rentabilität soll die
        Forschungsstation geschlossen werden. Dem jungen Physiker Larry Chao ist
        das gar nicht recht, zumal er glaubt, kurz vor einer bahnbrechenden
        Entdeckung zu stehen. Buchstäblich bei Nacht und Nebel gelingt es ihm,
        ein nicht angemeldetes Experiment durchzuführen, das beweisen soll,
        dass der Ring von Charon von großem Wert für die Erforschung der
        Schwerkraft ist. Zunächst verläuft alles wie erwartet, doch dann
        geschieht etwas Ungeheuerliches: Als der vom Ring ausgesandte
        Gravitationsstrahl die Erde erreicht, verschwindet diese auf
        geheimnisvolle Art und Weise, und an ihrer Stelle befindet sich nunmehr
        ein schwarzes Loch mit annähernd Erdmasse. Und noch etwas beunruhigt
        die Bewohner des kolonisierten Sonnensystems, denn das Experiment
        scheint ein seltsames Wesen aus einem Hunderte von Millionen Jahren
        währenden Schlaf geweckt zu haben. Überall im Sonnensystem tauchen
        Schwärme von Asteroiden auf, die Kurs auf die Planeten und deren Monde
        nehmen, zumindest hält man sie zunächst für Asteroiden. Es wird nur
        zu schnell klar, dass dies ein fataler Fehler ist. Zu der Sorge um die
        verschwundene Erde gesellt sich die Erkenntnis, dass der Rest des
        Sonnensystems nicht unbedingt ein gemütlicherer Aufenthaltsort ist... 
        
        Der Ring von Charon ist der erste Teil einer Serie, die mit Die
        zerschmetterte Sphäre weitergeführt wird. Obwohl er im Vorwort von
        Teil 1 versichert, dass jedes der Bücher für sich allein steht, hat Der
        Ring von Charon keinen wirklichen Abschluss. Wer wissen will, wohin
        die Erde verschwand und ob es möglich sein wird, sie an ihren
        angestammten Platz im Sonnensystem zurückzuholen, wird wohl oder übel
        auch den zweiten Band lesen müssen. 
        Trotz der recht originellen Grundidee hat das Buch gewisse Längen,
        die vielleicht darauf zurückzuführen sind, dass keiner der Charaktere
        richtig ausgearbeitet wurde. Man nimmt als Leser wenig Anteil am
        Schicksal der Protagonisten, selbst Larry Chao ist da keine Ausnahme.
        Die zu Grunde liegende Wissenschaft ist interessant und ich bin
        normalerweise durchaus bereit, zu ihren Gunsten Abstriche bei der
        Charakterisierung zu machen, aber Der Ring von Charon hat es
        nicht geschafft, mich so sehr zu fesseln, dass ich nicht mehrere Bücher
        parallel dazu gelesen hätte. Die Charonier sind zu fremd und nicht
        immer ganz glaubwürdig, und die "Nackten Purpurnen" sind
        einfach zu ausgeflippt, obwohl Vereine dieser Art durchaus dem
        menschlichen Naturell entsprechen dürften. Verrückte hat es immer und
        überall gegeben, also warum nicht auch in ferner Zukunft. Wer für
        schräge Ideen etwas übrig hat, wird an ihnen wahrscheinlich seine
        helle Freude haben, aber mir erschienen sie zu "aufgesetzt",
        außerdem haben sie zur Handlung nicht wesentlich beigetragen. 
        Insgesamt entsprach Der Ring von Charon nicht ganz
        meinen Erwartungen, was mich jedoch nicht davon abhalten wird, 
        irgendwann auch Die
        zerschmetterte Sphäre zu lesen. 
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