Familie Volnik aus Toronto erbt von einem entfernten Verwandten in
den schottischen Highlands ein altes, verfallenes Schloss. Da sie das
Gemäuer nicht einfach so verhökern wollen, ohne es vorher wenigstens
einmal gesehen zu haben, macht sich die ganze Familie inklusive der
beiden Kinder Emily und Jess zu einem Urlaub nach Schottland auf.
Natürlich sind vor allem Emily und Jess begeistert von der Burg, aber
die Enttäuschung folgt auf dem Fuß: Ihr Vater sieht keine
Möglichkeit, das Schloss zu erhalten, also wird es schließlich doch
zum Verkauf angeboten. Seine Frau, die in Toronto ein
Antiquitätengeschäft betreibt, beschließt jedoch, ein paar
ausgewählte Stücke mit nach Kanada zu nehmen und erlaubt auch Emily
und Jess, sich je einen Gegenstand zur Erinnerung auszusuchen.
Unbemerkt von den Menschen hält so der unsichtbare Bewohner des
schottischen Schlosses Einzug in das Haus in Toronto; verborgen im Fach
des Sekretärs, den Emily sich ausgesucht hat, tritt er die Reise über
den Atlantik an und beginnt, den Haushalt der Volniks gründlich auf den
Kopf zu stellen. Sehr zum Leidwesen von Emily, die in den Verdacht
gerät, Urheber der Manifestationen dieses "Poltergeists" zu
sein.
Ein Boggart ist laut Susan Cooper ein uraltes Geistwesen (nicht der
Geist eines Verstorbenen!), das hoch im Norden Schottlands beheimatet
ist und dort in alten Schlössern seinen Schabernack mit den Menschen
treibt. Er ist nicht bösartig, sondern will lediglich seinen Spaß
haben, was man ihm kaum verdenken kann, denn Langeweile dürfte für ein
unsterbliches Wesen eine ziemlich verheerende Gemütsverfassung sein.
Doch wie alle Wesen, die plötzlich aus ihrer gewohnten Umgebung
gerissen werden, plagt auch unseren Boggart das Heimweh, obwohl seine
neue Familie ihm ziemlich schnell ans Herz wächst.
Die Autorin erzählt eine Geschichte, die für jedes Lesealter etwas
zu bieten hat. Wer könnte dem Boggart schon widerstehen? Auf der einen
Seite macht sie uns glauben, dass Magie und Fabelwesen tatsächlich
existieren, auf der anderen macht sie sich über all jene lustig, die an
parapsychologische Phänomene glauben. Aber schließlich ist ein Boggart
keine parapsychologische Erscheinung, sondern ein altes, schottisches
Wesen, das nur in der neuen Welt in den Verdacht geraten kann, ein
Poltergeist zu sein, der sich durch ein Mädchen in der Pubertät
manifestiert ... oder etwa nicht? Auch wenn die Art, auf die der Boggart
schließlich in die alte Welt zurückreist, mich nicht ganz überzeugt
hat, hatte diese Geschichte unleugbar ihren Charme, dem ich mich nicht
entziehen konnte.
Mein Urteil: drei von vier schottischen Lochs. |