Volker Arzt

Als Deutschland am Äquator lag

Rowohlt Verlag, 2001

Monikas Meinung

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Als Deutschland am Äquator lag - dieser Titel mag manchem unsinnig und verrückt erscheinen, doch es gab eine Zeit in der Erdgeschichte, als dies tatsächlich der Fall war. Die Plattentektonik unseres Planeten macht es möglich, Fossilien belegen zudem, dass in der Gegend, die wir heute Deutschland nennen, einst tropisches Klima herrschte. Das Buch ist keineswegs "unseriös", doch Volker Arzt nimmt den Leser mit auf eine ganz besondere Reise - im Fesselballon reisen wir mit ihm zu einigen der bedeutendsten Fundstätten in unserem Land und lassen uns Jahrmillionen in der Zeit zurückversetzen, um die Wunder der Erde mit eigenen Augen zu erleben.

Die Reise in die Erdgeschichte erfolgt chronologisch, wir folgen der Entwicklung des Lebens vom Kambrium bis ins Tertiär, als die Säugetiere begannen, sich explosionsartig auszubreiten, nachdem die Dinosaurier am Ende der Kreidezeit vor 65 Millionen Jahren die Bühne des Lebens verlassen hatten.

Die Geographie Deutschlands war im Laufe der Kontinentalverschiebung einer ständigen Veränderung unterworfen, weite Landesteile waren immer wieder vom Meer überflutet, so dass mancherorts versteinerte Riffe zu bewundern sind. Wir begleiten den Autor zunächst in eine Zeit, als das Leben im Wasser bereits florierte, das Land jedoch noch nicht erobert hatte. Danach führt die Reise uns in die Steinkohlewälder, die vor über 300 Millionen Jahren den Grundstein für den späteren Reichtum des Ruhrgebiets legten. Auch das Zeitalter der Dinosaurier hat seine Spuren hinterlassen - die einstige Lagune von Solnhofen in Bayern ist der einzige Ort auf der Welt, wo man den berühmten Urvogel Archaeopterix gefunden hat. Im Jura befand sich hier das Ufer eines Meeres, lange bevor die Alpen begannen, sich aufzufalten, nachdem Italien, das geologisch gesehen zur afrikanischen Platte gehört, mit dem europäischen Kontinent zusammengestoßen war.

Im frühen Tertiär besuchen wir das einzige Weltnaturerbe auf deutschem Boden. Die Grube Messel, heute bei Darmstadt gelegen, war einst ein tropischer See; berühmt ist sie vor allem für ihre Urpferdchen, die frühesten bekannten Vorfahren unserer heutigen Pferde, doch sie hat noch einiges mehr an Flora und Fauna zu bieten. Dieser Abschnitt "deutscher" Geschichte ist besonders turbulent, weil sich zwischen Schwarzwald und Vogesen - damals ein Hochgebirge - eine riesige Schlucht auftat, der heutige Rheingraben, der nach wie vor zusammen mit dem Rhônegraben eine Bruchzone bildet, die Europa irgendwann in ferner Zukunft in zwei Teile spalten wird.

Volker Arzts fantastische Reise ist für Anfänger und Fortgeschrittene gleichermaßen geeignet. Vorkenntnisse jedweder Art sind nicht erforderlich, doch auch wer schon viel über die behandelten Themen gelesen hat, wird an dieser speziellen Perspektive seine Freude haben.

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Zuletzt aktualisiert am: Donnerstag, 15. Juni 2006

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